Dornröschen, aus Jahrhunderte dauerndem Schlaf wachgeküsst, sieht sich nicht ihrem Retter, sondern ihrem Schöpfer in Gestalt des Prinzen gegenüber.
Verdankt sich ihre Existenz nur einem Kuss?
Märchenfiguren und historische Frauengestalten bevölkern die dramatischen Studien, die Elfriede Jelinek unter dem Titel Prinzessinnendramen. Der Tod und das Mädchen zusammengefasst hat. Die Assoziation zu Shakespeares Königsdramen ist durchaus gewollt. In erratischen Monologen lässt Jelinek ihre (alltags-)mythischen Gestalten über die (Un-)Möglichkeit eines genuin weiblichen Sprechens und Selbstverständnisses reflektieren – und dies aus verschiedenen Blickwinkeln. Die Frau und ihre Rolle in der Gesellschaft; die Frau und die Macht; die Frau und die Kunst. Gemeinsam ist Jelineks weiblichen
Gestalten die Nähe zum Tod.
Selbstironisch, komisch und auch bitterernst entwirft Jelinek eine Mentalitätsgeschichte der Geschlechterverhältnisse. Sie vermisst sprachlich die Grenze zwischen weiblicher Identität, Fremdbestimmung und Selbstkonditionierung.
Mit: Anne-Catherine Studer
Die nächste Vorstellung ist am 09. Juli 2010 im KLEINEN SCHAUSPIELHAUS.