Es gab den unabhängigen, durch nichts zu bändigenden Darsteller Hube, der auf jeder Bühne, ob groß wie das Residenz Theater oder winzig wie ein Kellerbrettl, seine ganz eigene Haltung vertrat und sein Gefühl und seine scharfe Intelligenz dafür einsetzte, seine politischen und kulturellen Beobachtungen kund zu tun. Der andere Jörg Hube war der, der sich in ein Ensemble integrierte und sich – als Schauspieler wie als Regisseur – bedingungslos in den Dienst an einem Text und einer gemeinsamen Arbeit stellte.
Diese beiden Seiten von Jörg Hube waren sehr verschieden, aber nicht völlig voneinander getrennt. Denn auch im Kabarett war er so genau, präzis und seiner Mittel sicher, wie es die Bühne verlangt; und in den Theaterinszenierungen bewahrte er sich viel von seiner Unabhängigkeit. Er war ein Volksschauspieler im schönsten Sinn des Wortes, denn er blieb immer im Kontakt mit seinem Publikum: Es war für seine Arbeit Inspiration und Zweck zugleich. Und auch in Aufführungen, die bis ins kleinste Detail hinein geprobt und festgelegt waren, hat er uns daran erinnert, dass Theater auch etwas ist, das aus dem Augenblick lebt, ihn aufnimmt und feiert. Man konnte und musste sich mit Jörg fürchterlich streiten, denn impulsiv wie auf der Bühne war er auch im wirklichen Leben, doch der Streit war immer auf höchstem Niveau, und es gab immer einen Weg zurück zueinander. Erst am 3. Mai stand er zu letzten Mal in meiner Inszenierung von Feydeaus „Floh im Ohr“ in der virtuosen Doppelrolle des Chandebise und des Poche auf der Bühne des Residenz Theaters, am 18. Mai noch einmal in seinem eigenen Programm „Sugardaddy“. Wir haben gesehen, wie krank er war, und geahnt, dass uns nicht mehr viel Zeit mit ihm bleiben würde. Dass es nur noch so wenig war, lässt uns erschüttert zurück.“
Jörg Hube arbeitete mit Dieter Dorn in sechs Inszenierungen zusammen:
DER NEUE PROZESS, Premiere 1983 Münchner Kammerspiele,
HEKABE, Premiere 1999 Münchner Kammerspiele
DER KAUFMANN VON VENEDIG 2001, HEKABE 2001, DIE WÄNDE 2003, MASS FÜR MASS 2004, FLOH IM OHR 2006
Rollen seit 2001 am Bayerischen Staatsschauspiel:
DER KAUFMANN VON VENEDIG von William Shakespeare
Regie Dieter Dorn
Der Prinz von Marokko
11. Oktober 2001 Residenz Theater
HEKABE von Euripides
Regie Dieter Dorn
Polymestor
24. Oktober 2001 Residenz Theater
PARASITEN von Marius von Mayenburg
Regie Florian Boesch
Multscher
14. Februar 2002 Theater im Haus der Kunst
DER BAUER ALS MILLIONÄR von Ferdinand Raimund
Regie Franz Xaver Kroetz
Fortunatus Wurzel
28. Juni 2002 Residenz Theater
HERZKASPERLS HER- UND HINRICHTUNG von Jörg Hube
Herzkasperl
8. Januar 2003 Cuvilliés Theater
ab 11. Februar 2006 Residenz Theater
KABALE UND LIEBE von Friedrich Schiller
Regie Florian Boesch
Miller
19. Februar 2003 Residenz Theater
DIE WÄNDE von Jean Genet
Regie Dieter Dorn
Sir Harold
28. Mai 2003 Residenz Theater
PROMINENTENBALL von Georg Ringsgwandl
Regie Georg Ringsgwandl
Manni Deus
19. März 2004 Residenz Theater
MASS FÜR MASS von William Shakespeare
Regie Dieter Dorn
Pompejus Sterz
27. Mai 2004 Residenz Theater
SUGARDADDY
Parasitäre Satire mit Beatrix Doderer und Jörg Hube
ab 14. Januar 2006 Marstall
FLOH IM OHR von Georges Feydeau
Regie Dieter Dorn
Victor-Emmanuel Chandebise
Poche
21. Oktober 2006 Residenz Theater
ROMEO UND JULIA von William Shakespeare
Regie Tina Lanik
Capulet
29. Mai 2008 Residenz Theater
Preise und Auszeichnungen:
1982 Deutscher Kleinkunstpreis in der Sparte Kabarett
1992 und 1993 Adolf-Grimme-Preis
1993 Theaterpreis der Landeshauptstadt München
1996 Deutscher Kabarettpreis Hauptpreis
1997 Prix Pantheon Kategorie Reif & Bekloppt
1999 Schwabinger Kunstpreis Ehrenpreis
2000 Oberbayerischer Kulturpreis
2009 Bayerischer Kabarettpreis Ehrenpreis