Bezeichnenderweise sind es jetzt genau diejenigen Politiker, die mit dazu beigetragen haben, dass sich dieses verschärft, die sich am lautesten und undifferenziertesten äußern.
Die Entscheidung über die Absetzung einer Inszenierung kann nur aus der konkreten Situation vor Ort fallen. Jede Bewertung aus der Distanz von nur wenigen oder gar Tausenden Kilometern ist fragwürdig. Kirsten Harms hat bereits durch ihre innovative Arbeit an der Kieler Oper bewiesen, dass sie bereit ist, Standpunkte einzunehmen und zu vertreten. Wenn sie in Berlin auf die Hinweise eingegangen ist, hat sie in subjektivem Ermessen, aber sicher aus ihrer Sicht verantwortungsvoll gehandelt. Es darf wohl auch gefragt werden, was denn das LKA in Berlin mit seinem Hinweis bezwecken wollte?
Für die Abwägung zwischen der Freiheit der Kunst und der Sicherheit des Publikums gibt es kein Regelbuch. Die Verteidigung der bei uns schwer erkämpften Freiheit der Kunst bedarf des besonderen Schutzes der Politik.
Holk Freytag
Vorsitzender der Intendantengruppe,
Intendant Staatsschauspiel Dresden