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Albert Lortzings komische Oper "Der Wildschütz" im Deutschen Nationaltheater Weimar

Premiere am 24.4.2010 um 19 Uhr, im großen Haus

Das 1815 uraufgeführte Lustspiel „Der Rehbock“ des in Weimar geborenen Dichters August von Kotzebue liefert Albert Lortzing die Vorlage für sein unterhaltsames Verwechslungsspiel, das sich neben aller Leichtfüßigkeit als echte gesellschaftskritische Satire offenbart.

Handlung und Atmosphäre der turbulenten Spieloper werden von der spätaristokratischen Dekadenz des Grafen von Eberbach bestimmt, der inmitten einer längst bürgerlich geprägten Welt versucht, seine feudalen Vorrechte am Leben zu erhalten.

Im gräflichen Jagdrevier hat der Schulmeister Baculus für seine Verlobungsfeier einen vermeintlichen Rehbock gewildert und wurde dafür entlassen. Seine junge, hübsche Braut Gretchen ist bereit beim Grafen, der für seine „Jagdleidenschaft“ in der Damenwelt bekannt ist, um Gnade zu bitten. Davor schreckt der eifersüchtige Bräutigam jedoch zurück. Eine Lösung für sein Dilemma schlägt ihm die sich als junger Mann ausgebende Baronin Freimann vor, die sich als Gretchen verkleidet bei ihrem Bruder, dem Grafen, für den Schulmeister einsetzten will. Dadurch bietet sich ihr zugleich die Gelegenheit unerkannt im Schloss Baron Kronthal kennenzulernen, mit dem sie verheiratet werden soll. Als sich dieser wiederum in das vermeintliche Bauernmädchen verliebt, nimmt das amouröse Verwirrspiel seinen Lauf.

Selten findet man einen Opernstoff, in dem derart virtuos und hemmungslos erotische Beziehungen über alle Standes- und Geschlechtsgrenzen hinweg angestrebt werden. In Lortzings Komödie prallen die Dekadenz des Adels, die im 19. Jahrhundert längst zur anachronistischen Plage geworden war, und die biedermeierlich gestimmten Haltungen der einfachen Bürger aufeinander und erzeugen turbulente Situationskomik. Absurder Höhepunkt der amoralischen Verwicklungen ist die Arie des Baculus, in der der Schulmeister räsoniert, für 5.000 Taler seine Frau zu verkaufen, um Kapitalist zu werden.

In der Inszenierung von Anthony Pilavachi, für die Markus Meyer und Tatjana Ivschina Bühnenbild und Kostüme entworfen haben, sind Uwe Schenker-Primus und Christine Hansmann als Graf und die Gräfin von Eberbach zu erleben. Mit einer absoluten Glanzpartie des lyrischen Tenorfachs, dem Baron Kronthal, feiert der junge ungarische Tenor Szabolcs Brickner, der bereits im Januar mit Bravour den Tamino in Mozarts „Zauberflöte“ übernommen hat, nun seine erste Premiere auf der DNT-Bühne. Alternierend gestalten Heike Porstein und Johanna Stojkovic die Partie der Baronin Freimann. Den Baculus singt und spielt Philipp Meierhöfer, als Gretchen sind abwechselnd Ulrika Strömstedt und Alexandra Steiner zu erleben. Ebenfalls doppelt besetzt sind Carolina Krogius und Anna Buschbeck aus dem Thüringer Opernstudio als Nanette. Den Haushofmeister Pancratius gibt Günter Moderegger.

Es singen der Opernchor des Deutschen Nationaltheaters Weimar sowie Mitglieder des Chores „Die Ameisenkinder“ des Goethegymnasiums Weimar. Es spielt die Staatskapelle Weimar unter der Leitung von Martin Hoff.

Weitere Vorstellung: 28.4., 19.30 Uhr; 9.5., 16 Uhr; 14.5., 11.6. und 25.6., 19.30 Uhr

Anthony Pilavachi, geboren auf Zypern und irischer Staatsbürger, war Stipendiat der Foundation Princess Grace of Monaco und arbeitete von 1986 bis 1995 als Spielleiter an der Bonner und anschließend an der Kölner Oper. Seitdem hat er als freischaffender Regisseur im In- und Ausland weit über 60 Produktionen erfolgreich auf die Bühne gebracht. Engagements führten ihn u.a. an die Theater in Köln, Bonn, Hannover, Bremen, Dortmund, die Komische und Deutsche Oper Berlin, die Houston Grand Opera, Theater St.Gallen, Stadttheater Bern, Landestheater Linz, Grand Théâtre de Bordeaux, Göteborgs Operan, Teatro Colòn de Bogatà sowie zu den Dresdner Musikfestspielen, den Händel Festspielen Halle und zur Expo 2000 in Hannover. Internationale Beachtung fand u.a. die von ihm inszenierte Welturaufführung von Verdis rekonstruierter Fassung „Gustavo III“ im Jahr 2002 in Göteborg. Auch die deutsche Erstaufführung in Darmstadt 2004 fand unter seiner Leitung statt. In der Mai-Ausgabe 2006 der Zeitschrift Die Deutsche Bühne wurde seine Inszenierung von Mozarts „La clemenza di Tito“ im Vergleich mit vier anderen saisonalen Regiearbeiten (u.a. von Christof Loy , Christof Nel) als „beste Inszenierung“ ausgezeichnet. Für seine Inszenierung von Zar und Zimmermann am Theater Bremen 2006 wurde er bei der Kritiker-Umfrage im Opernwelt-Jahrbuch in der Kategorie „Beste/r Inszenierung/ Regisseur des Jahres“ nominiert. Neben aktuellen Arbeiten inszeniert Pilavachi am Theater Lübeck Wagners „Ring des Nibelungen“, den er im Herbst 2010 mit der „Götterdämmerung“ abschließen wird.

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