In der Fremde will das Lehrerehepaar Karl und Karla die eigene Beziehung auf den Prüfstand stellen, Ferien vom Ich machen, den Partner neu entdecken. Ansgar und Kevin arbeiten als Journalisten in einer großen Redaktion und suchen nach dem anderen Kick in der Ferne, vielleicht auch nach einer guten Story für den Karrieresprung. Ruhe gibt es auf dieser Insel, Sonne, Sand und Meer und sonst eigentlich so gut wie nichts, nur ab und zu zwei Eingeborene, hinter deren marktoptimierter Freundlichkeit süffisanter Hass aufblitzt. Allmählich macht sich Langeweile breit bei den Europäern. Gequält von unbehaglichen Gefühlen, dehnt sich für die Urlauber die Zeit, verschärft sich der Ton ihrer Debatten. Altlinke Ideale treffen auf neoliberalen Ehrgeiz, die Sehnsucht nach Ursprünglichkeit auf die Wünsche nach Komfort. Das Paradies wird zunehmend zur Hölle für die Sehnsüchtigen. Wenn es doch wenigstens Kindersoldaten gäbe oder Sextourismus. Aber nichts davon. Bis die vier plötzlich in Geiselhaft geraten. Ein Alptraum beginnt. Ein fernsehreifer. Das Rundum-Sorglos-Paket mit Nah-Tod-Adventure. Ein unkontrollierbarer Ausnahmezustand. Oder doch nicht?
Mit finsterem Humor zeichnet die mehrfach preisgekrönte Autorin Sibylle Berg eine Welt, in der die geographischen Entfernungen zwar kleiner werden, aber die Verteilungskämpfe umso größer. Der unbedingte Aufstiegswille einstiger Entwicklungsländer trifft hier auf westliche Wohlstandsignoranz. Und letztendlich bekommen alle das, was sie nie gesucht haben. Also fast. Auf jeden Fall aber mit Musik.
Regie: Schirin Khodadadian
Bühne: Hugo Gretler
Kostüme: Charlotte Sonja Willi
Musik: Johannes Winde, Friedrich Störmer
Licht: Carsten Rüger / Ralf Riechert
Dramaturgie: Julia Figdor
Wenzel Banneyer
Jonas Hien
Yves Hinrichs
Anna Keil
Felix Axel Preißler
Bettina Schmidt
Do, 12. Juni 19:30 Große Bühne
Sa, 14. Juni 19:30 Große Bühne
Fr, 20. Juni 19:30 Große Bühne
Fr, 27. Juni 19:30 Große Bühne
Sa, 28. Juni 19:30 Große Bühne