Basis und Vorlage für Heiner Müllers Theaterstück war der 1782 erschienene Briefroman »Gefährliche Liebschaften« von Choderlos de Laclos, der von intriganten Liebeleien am Vorabend der Französischen Revolution erzählt. Diese vorbürgerliche Geschichte verlegte Müller 1980 in seinem Zweipersonenstück in ein nachbürgerliches Szenario: einen Bunker nach dem dritten Weltkrieg. Dort treffen zwei ehemals Liebende aufeinander, die nichts mehr zu verlieren haben außer diesen lustvollen Kampf gegeneinander: »Mich langweilt die Bestialität unsrer Konversation. Jedes Wort reißt eine Wunde, jedes Lächeln entblößt einen Fangzahn. Wir sollten unsern Part von Tigern spielen lassen. Noch ein Biss gefällig, noch ein Prankenhieb. Die Schauspielkunst der Bestien.«
Axel Sichrovsky verlegt seine Inszenierung, die auch als Laboratorium im Müllerschen Sinne anzusehen ist, ins Heute und lässt den Kampf dort austragen, wo Oberflächlichkeit und sexuelle Machtspiele gegenwärtig vielleicht am populärsten sind: in den nächtlichen Räumen der Clubs und Diskotheken. Dabei bleibt unklar, ob Merteuil und Valmont nach einer oder hundert durchzechten Nächten dort gelandet sind, ob der Club noch in Betrieb ist oder vielleicht schon seit Jahrzehnten geschlossen… Auf jeden Fall beginnt das Spiel aufs Neue, inmitten einer Unmenge von Kosmetikmüll – einem Sinnbild für das Überdecken und Vertuschen des körperlichen wie des gesellschaftlichen Verfalls.
Axel Sichrovsky (Regie) absolvierte seine Schauspielausbildung an der Hochschule für Musik und Theater »Felix Mendelssohn-Bartholdy« in Leipzig sowie eine Clownsausbildung bei Philippe Gaulier in London. Er spielte u. a. am Schauspiel Frankfurt, dem Staatstheater Kassel, dem Deutschen Nationaltheater Weimar, dem Stadttheater Chemnitz und dem Schauspielhaus Wien. Für das Kino drehte er Filme u.a. mit Wim Wenders, Roland Emmerich, Leander Haußmann und Marie Kreutzer. Seit der Spielzeit 2012/2013 ist er festes Ensemblemitglied am Hans Otto Theater Potsdam. Neben seiner Arbeit als Schauspieler führt Axel Sichrovsky auch Regie. Am Anhaltischen Theater liefen bereits überaus erfolgreich seine Inszenierungen „Der Kick“ von Andres Veiel und „Helden wie wir“ von Thomas Brussig.
Inszenierung: Axel Sichrovsky | Dramaturgie: Sabeth Braun | Kostüme: Oksana Meister
Mit: Natalie Hünig | Sebastian Müller-Stahl
Weitere Termine: 2013: 15.12., 20 Uhr | 21.12., 20 Uhr
2014: 05.01. 20 Uhr | 09.01., 20 Uhr | 16.01., 20 Uhr | Altes Theater/Studio
Tickets und Informationen unter: [0340] 2511 333 und www.anhaltisches-theater.de oder unseren Vorverkaufsstellen (Rathaus-Center, Theater und Tourist-Information Roßlau) sowie an allen ReserviX Vorverkaufsstellen.