Er grübelt über seine Existenz nach, aber je weiter er in seiner Beichte vorankommt, desto klarer wird: Erkenntnis oder Reue bessern ihn nicht.
Dostojewski entwirft 1864 in diesem vielleicht grössten seiner kleinen Romane das Bild eines Menschen, der sich nervlich zerrüttet und angeekelt von der Gesellschaft in einen Keller zurückzieht. Dort will er gedanklich das Recht auf Selbstbestimmung und Unabhängigkeit vom Diktat einer alles beherrschenden Vernunft verteidigen.
Dostojewski dekonstruiert in meisterlicher Art die Gedanken des Helden, reflektiert dabei über Aufklärung und Religion, Hass und Liebe, Verzweiflung und Hoffnung, Moderne und Tradition. Er stellt so eine Menschheit in Frage, die sich in ihrer Entwicklung nicht mehr vom Prinzip der Einzigartigkeit des Einzelnen, sondern von der Effizienz der Gruppe leiten lässt. Diese „Dialektik eines Verzweifelten“ bezeichnete Friedrich Nietzsche als „wahren Geniestreich der Psychologie“.
Inszenierung Nick Günther
Bühne Stephanie Liniger
Kostüme Dorothee Brodrück
Mit André Benndorff
Lucy Wirth