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Autorentheatertage Berlin 2014 - 5. bis 14. Juni 2014, Deutsches Theater Berlin

Am 5. Juni, eröffnet das Festivalprogramm der fünften Ausgabe der Autorentheatertage Berlin mit dem Gastspiel 'FRONT' des Thalia Theaters Hamburg. Der Regisseur Luc Perceval hat einem Dialog zweier großer Kriegsgeschichten inszeniert: dem deutschen Roman 'Im Westen nichts Neues' von Erich Maria Remarque und 'Le Feu' von Henri Barbusse, der belgischen Sicht auf den Grabenkrieg.

Um eine ganz andere Seite des Krieges geht es in 'Soldaten' von Sönke Neitzel und Harald Welzer, wo die Abhörprotokolle deutscher Kriegsgefangener zu einem abgründigen Psychogramm verwoben sind.

Einen Zug zur Geschichtlichkeit hat auch das Stück 'Tag der weißen Blume' von Farid Nagim, das den Bogen schlägt zwischen dem Moskau des 21. Jahrhunderts und einer Wetterstation auf der Krim nach der Oktoberrevolution – eine Wiederentdeckung des diesjährigen ATT-Jurors Till Briegleb.

Aber auch Neuentdeckungen gibt es: So ist der Autorregisseur Thom Luz gleich mit zwei Arbeiten vertreten: 'When I Die' über die Untoten der Musikgeschichte und das 'Archiv des Unvollständigen', bestehend aus szenisch-musikalischen Miniaturen aus dem Fundus einer universellen Komposition. Neu zu entdecken sind auch Jakob Nolte und Michel Decar mit ihrer frechen, quasi-biografischen Geschichtsklitterung der Kohl-Republik Deutschland unter dem Titel 'Helmut Kohl läuft durch Bonn'.

Weitere Gastspiele, Konzerte auf dem Vorplatz, ein Symposium, Autorenporträts und Nachgespräche sowie die Lange Nacht der Autoren runden das Festivalprogramm ab.

Innehalten!

Eine der gemeinsten Paradoxien ist es, dass die Summe vernünftiger Entscheidungen oft zu einem negativen Gesamtergebnis führt. Eine solche Paradoxie scheint es mir auch für die Autorenförderung im Theater zu geben. Das rapide Wachstum an Wettbewerben, Uraufführungen und Schreib-Seminaren für junge Dramatiker erhöhte in den letzten Jahren nur die Menge der Autoren, nicht aber die Qualität neuer Stücke. Es erhöhte für Jungdramatiker auch nicht die Berufschancen, dafür aber ihren Stress im dauernden Wettbewerb – der letztlich ein flüchtiges Angebot erzeugt, für das es keine bleibende Nachfrage gibt, denn kaum einer der heute gezeigten Autoren setzt sich wirklich durch. Das erhebt den Fetisch des Neuen über die Weisheit des Guten.

'Innehalten!' ist vor dieser Einschätzung der Versuch, gemeinsam mit dem Festival der Autorentheatertage der Frage nachzugehen, ob das Theatersystem als Ganzes sich mit diesem Talentverschleiß wirklich einen Gefallen tut. Dazu wurden diesmal nicht wieder hunderte neue Texte animiert, sondern die rund 70 Siegerstücke aus der zwanzigjährigen Festivalgeschichte gelesen. Aus dem großen Reservoir beeindruckender, aber nicht mehr gespielter Dramen wurden fünf ausgewählt, die hoffentlich eindrucksvoll belegen, dass auch der Blick in die Tiefe lohnt. Und die vielleicht Anreiz für eine lebhafte Diskussion über die Frage stiften können: Muss es wirklich immer das Neueste sein?

Till Briegleb, Juror der Autorentheatertage 2014

Die von Till Briegleb ausgewählten Stücke:

the killer in me is the killer in you my love von Andri Beyeler

Protection von Anja Hilling

Die Herzschrittmacherin von Rolf Kemnitzer

Tag der weißen Blume von Farid Nagim

Der Weichselzopf von Simon Werle

***

Programm:

Eröffnung

Donnerstag, 5. Juni, 19 Uhr, Saal

Innehalten mit Till Briegleb und Ulrich Khuon

Donnerstag, 5. Juni, 20 Uhr und Freitag, 6. Juni, 19 Uhr in den Kammerspielen

Tag der weißen Blume von Farid Nagim, Regie: Stephan Kimmig

Gastspiele im Deutschen Theater

Donnerstag, 5. Juni, 20 Uhr, Thalia Theater Hamburg

FRONT Polyphonie nach 'Im Westen nichts Neues' von Erich Maria Remarque, 'Le Feu' von Henri Barbusse und Zeitdokumenten, Regie: Luk Perceval

Samstag, 7. Juni, 19.30 Uhr, Theater Basel

Das Weisse vom Ei (Une île flottante) von Eugène Labiche/Christoph Marthaler, Anna Viebrock, Malte Ubenauf & Ensemble, Regie: Christoph Marthaler

Montag, 9. Juni, und Dienstag, 10. Juni, 19.30 Uhr, Münchner Kammerspiele

Gasoline Bill Text und Regie: René Pollesch

Mittwoch, 11. Juni, 20 Uhr, SPIELART München/Gessnerallee Zürich

When I Die von Thom Luz, Regie: Thom Luz

***

Gastspiele in den Kammerspielen

Samstag, 7. Juni, 20 Uhr und Sonntag, 8. Juni, 19.30 Uhr, Schauspiel Hannover

Soldaten Protokolle vom Kämpfen, Töten und Sterben von Sönke Neitzel und

Harald Welzer, Regie: Thomas Dannemann

Dienstag, 10. Juni, 20 Uhr, Schauspiel Leipzig

Und dannvon Wolfram Höll, Regie: Claudia Bauer

Donnerstag, 12. Juni, 20 Uhr, Staatstheater Oldenburg

Archiv des Unvollständigen von Laura de Weck und Thom Luz, Regie: Thom Luz

***

Gastspiele in der Box

Donnerstag, 5. Juni, 20.30 Uhr und Freitag, 6. Juni, 19.30 Uhr, Schauspiel Bonn

Helmut Kohl läuft durch Bonn von Nolte Decar, Regie: Markus Heinzelmann

Mittwoch, 11. Juni und Donnerstag, 12. Juni, 20 Uhr, Schauspielhaus Wien

plebs coriolan Text und Regie: Kevin Rittberger

***

DIE LANGE NACHT DER AUTOREN

Samstag, 14. Juni 2014, 18 Uhr, verschiedene Spielorte

Werkstattinszenierungen

Protection von Anja Hilling, Regie: Martin Laberenz

Die Herzschrittmacherin von Rolf Kemnitzer, Regie: Jorinde Dröse

the killer in me is the killer in you my lovevon Andri Beyeler, Regie: Enrico Stolzenburg

Szenische Lesung

Der Weichselzopf von Simon Werle, Einrichtung: Sonja Anders

Stücke aus dem DT-Spielplan

Sonntag, 8. Juni, 20 Uhr und Montag, 9. Juni, 19.30 Uhr, Box

Brandung von Maria Milisavljevic, Regie: Christopher Rüping

Donnerstag, 12. Juni, 19.30 Uhr, Deutsches Theater, zum letzten Mal

Am Schwarzen See von Dea Loher, Regie: Andreas Kriegenburg

***

Und außerdem

Donnerstag, 5. Juni, 22.00 Uhr

Akademie des Verschwindens. Szenische Lesung mit Autoren des Jungen DT

Freitag, 6. Juni, 21.00 Uhr im Saal

Bal littéraire– Texte, Songs und Tänze mit 5 Autoren aus 5 Ländern

Samstag, 7. Juni, ab 18.00 Uhr, Box und Saal

Scène – Fabulamundi. Fünf neue Stücke aus Europa in szenischen Lesungen

Sonntag, 8. Juni

Tischgespräche in Kooperation mit der Dramaturgischen Gesellschaft (geschlossene Veranstaltung)

Montag, 9. Juni, 14 Uhr, Innehalten! Symposium mit Till Briegleb und Gästen

Impulsvorträge, Diskussionen, Gespräche

Mit freundlicher finanzieller Unterstützung der Stiftung Deutsche Klassenlotterie, der Rudolf-Augstein-Stiftung, der Stiftung Mara&Holger Cassens und der DT Freunde.

Alle Infos www.deutschestheater.de

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