28.8.-30.9.2013. ----- Das Festival Black Lux – Ein Heimatfest aus Schwarzen Perspektiven gibt mit einer Eigenproduktion, internationalen Gastspielen sowie szenischen Lesungen, begleitenden Ausstellungen, Videokunst- und Klanginstallationen den Startschuss für die neue Spielzeit des
Ballhaus Naunynstraße.
Deutschland liegt, auch aufgrund des zwiespältigen Verhältnis zur eigenen kolonialen Vergangenheit, in vielerlei Hinsicht hinter dem internationalen Diskurs zu Schwarzer Identität weit zurück, wie die neuerdings regelmäßig geführten Feuilleton-Debatten etwa zu „blackface“ oder rassistischem Vokabular in Kinderbüchern zeigen. Gerade vor dem Hintergrund solcher aktueller Debatten setzt das Ballhaus Naunynstraße in der kommenden Spielzeit einen besonderen Schwerpunkt auf Schwarze und Afrodeutsche Perspektiven und erweitert so die künstlerischen Auseinandersetzungen mit Geschichten und Perspektiven der Postmigration.
Das Festival wird am 28. August eröffnet mit der Deutschlandpremiere Women Part Two – you might think Iʼm crazy but Iʼm serious von Cie Artincidence aus Martinique, choreographiert von Annabel Guérédrat: das von Nina Simone und anderen starken Frauen inspirierte Stück erkundet
den weiblichen Körper als einen politischen und untersucht die Fantasien, die auf ihn projiziert werden.
In ihrer Soloperformance Krieg der Hörnchen benutzt Simone Dede Ayivi die Ausbreitung des Grauhörnchens im europäischen Raum als Parabel für aktuelle Verdrängungsprozesse und deren Konsequenzen in unserer Gesellschaft.
Ein Doppelabend verbindet zwei Kurzperformances zum Thema Körper und Macht: Repitologia von Victor DʼOlive beschreibt den kreativen Schaffensprozess eines Tänzers, der eine einzige Bewegung wiederholt. Ausgehend vom Tod von Trayvon Martin verbindet Ricardo de Paula in
Shoot First die Lebenswelten eines Teenagers mit einer Auffassung des Körpers als physische Präsenz, die sich mit und in all ihren geschlechtsspezifischen, ethnischen und sozialen Bedeutungen bewegt.
Am 24.9. hat die Theaterproduktion des Ballhaus Naunynstraße, Schwarz tragen von Elizabeth Blonzen in der Regie von Branwen Okpako Premiere: Die Geschichte einer Schwarzen WG in Deutschland beleuchtet ein Ur-Berliner Phänomen: Den Lebensentwurf Wohngemeinschaft, eine alltägliche Utopie, in der zwischen Küchentisch und Altbauwänden die Grenzen von Gemeinschaft verhandelt werden.
Die schon seit der vergangenen Spielzeit laufende Reihe Arriving In The Future von und mit Philipp Khabo Koepsell und Asoka Esuruoso stellt unter anderem die gerade erschienene Anthologie der Reihe vor.
Ein weiterer Schwerpunkt des Festivals ist die Identität Schwarzer Menschen in der Türkei: Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts kamen viele schwarze Sklaven in das damalige Osmanische Reich. Mehrere Tausend Afrotürken leben heute an der Westküste der Türkei. Am 7. Und 8. 9. wird es hierzu eine Lesung sowie Vorträge geben, u.a. mit dem Autor Mustafa Olpak, der Soziologin Lülüfer Körükmez, dem Aktivisten Serkan Doğuluer und der Wissenschaftlerin Onur Suzan Kömürcü Nobrega.
Die akademie der autodidakten produziert eine Ausgabe der Kiez-Monatsschau zu diesem Thema, PatInnen sind die Filmemacherin Janine Jembere und der Journalist Michael Götting.
Den gesamten Festivalzeitraum über ergänzen Installationen und Ausstellungen das Programm: Homestory Deutschland – Schwarze Biographien in Geschichte und Gegenwart (in Kooperation mit der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland – ISD e.V.) ist ein kollektives Selbstporträt, das afrikanische, afrikanisch-amerikanische und Schwarze deutsche Erinnerungstraditionen aufgreift. Deborah Moses-Sanks beschreibt in ihren Fotografien der Ausstellung Community, On Common Ground Bilder aus dem Alltag Schwarzer Communities in den USA und in Deutschland und zeigt Menschen in Augenblicken, die ihre Verletzlichkeit genauso wie ihren Stolz, ihre Würde und
Widerständigkeit zum Ausdruck bringen.
Details und aktuelle Informationen zu den weiteren Veranstaltungen wie szenische Lesungen (mit Label Noir / Grada Kilomba), Dokumentarfilmen, Konzerten, Parties und einer Klanginstallation der Künstlerin und Aktivistin Noah Sow entnehmen Sie bitte der website www.ballhausnaunynstrasse.de.
Programmübersicht:
28.8.2013
18 Uhr Festivaleröffnung (Eröffnung der Ausstellungen Community, On Common
Ground, Videoinstallation und der Klanginstallation Power Showers von Noah Sow)
20 Uhr Deutschlandpremiere Cie Artincidence:
Women Part Two: You might think Iʼm crazy but Iʼm serious
29.-30.8.2013, 20 Uhr:
Cie Artincidence: Women Part Two: You might think Iʼm crazy but Iʼm serious
Publikumsgespräch am 29.8.2013
31.8.2013,
Arriving in the future
von Philipp Khabo Koepsell und Asoka Esuruoso
17.30 Uhr Buchpräsentation
20 Uhr Performance, anschließend Party
1.9.2013, 20 Uhr
szenische Lesung: Label Noir
Ballhaus Naunynstraße Festival Black Lux
Verena Schimpf: presse@ballhausnaunynstrasse.de 030 - 3474598-44
3.9.2013, 20 Uhr Kurzfilmnacht
5. und 6.9. 2013, 20 Uhr:
Simone Dede Ayivi: Krieg der Hörnchen
Publikumsgespräch am 6.9.
7.9.2013, 20 Uhr
There ainʼt no Black in the Turkish Flag
Lesung: Mustafa Olpak
8.9.2013,
There ainʼt no Black in the Turkish Flag
18 Uhr Vortrag und Diskussion
20 Uhr Vortrag und Diskussion
9.9.2013, 20 Uhr
szenische Lesung Grada Kilomba:
Plantation Memories – Episodes of Everyday Racicsm
12.9.2013, 19 Uhr
Ausstellungseröffnung: Homestory Deutschland
In Kooperation mit ISD e.V.
12.-14.9.2013, 20 Uhr:
Victor DʼOlive: Repitologia & Ricardo de Paula: Shoot first
Publikumsgespräch am 13.9.
15.9.2013, 20 Uhr
Dokumentarfilm: Zumbi somos Nós (OmeU)
24.9.2013, 20 Uhr
Schwarz tragen von Elizabeth Blonzen, Regie: Branwen Okpako
Mit: Thomas B. Hoffmann, Sheri Hagen, Ernest Allan Hausmann
Victoria Naujoks, Tyron Ricketts
25.9.2013, 20 Uhr
Kiez-Monatsschau Vol. XVIII
akademie der autodidakten
26.-30.9.2013, 20 Uhr
Schwarz tragen von Elizabeth Blonzen, Regie: Branwen Okpako
28.9.2013, 22.30 Uhr
Konzert Amewu, anschließend Party
Ballhaus Naunynstraße
Naunynstraße 27, 10997 Berlin
Online-Tickets: www.ballhausnaunynstrasse.de