Ein Freund misstraut dem Freund, der gerade aus dem KZ entlassen wurde. Haben ihn die Nazis vielleicht „umgeschult“?
Eltern fürchten sich davor, von ihrem Sohn, einem Hitlerjungen, denunziert zu werden.
Erst sind es Zweifel, dann Misstrauen und schließlich Angst, die ein junge Frau befallen, seit ihr Liebhaber in die SA eingetreten ist und dumme Reden schwingt: „Sage nicht, du bist unverändert. Du bist es nicht. Das steckt ja so an.“
Der Fall ist klar. Aber der Amtsrichter, eifrig bestrebt, sich nach dem Willen der SA oder der SS oder der NSDAP zu unterwerfen, weiß weder wie, noch wem er „Recht“ geben soll. Etwa doch dem jüdischen Angeklagten? Was dann?
Der Nachbar denunziert den Nachbarn. Die brutalen Folgen kann er nicht mit ansehen. Er widerruft. Das macht auch ihn verdächtig.
Die jüdische Frau verabschiedet sich 1935 von ihren Freunden und Bekannten, um zu fliehen. Sie will ihrem „arischen“ Ehemann nicht im Wege stehen.
Endlich wieder Arbeit und sei es in der Rüstungsindustrie. „Herrgott, es gibt doch nichts mehr, was nicht für den Krieg ist!“
Ein einzigartiger Zyklus von Szenen aus dem Leben in der (braunen) Diktatur. Angeregt von Augenzeugenberichten, Zeitungsnotizen und eigenem Erleben schildert Brecht den Alltag in Nazi-Deutschland. Er zeigt auf, wie sich unter Druck die Beziehungen zwischen den Menschen „verrenken“, wie er sagt. „Das Ungeheuerliche, zugleich das Wertvolle, liegt darin, dass Brecht zeigt, wo der Verrat beginnt und wie: immer ganz unscheinbar, fast unfassbar. Es ist ein Stäubchen von Lüge, von Verrat, von Furcht, nur ein Stäubchen,“ schrieb Max Frisch nach dem Besuch einer Aufführung in Zürich.
Mit: Eva Brunner, Claudia Burckhardt, Anna Graenzer, Michael Kinkel, Peter Luppa, Dieter Montag, Stephan Schäfer, Swetlana Schönfeld, Norbert Stöss und Tim Blochwitz/Johannes Fritz
Inszenierung und Bühne: Manfred Karge; Kostüme: Wicke Naujoks