Das Programm im Einzelnen:
22. September 2006
Der Kirschgarten
Von Anton Tschechow
Es ist Mai. Der alte Kirschgarten steht in voller Blüte. Doch seine Besitzerin Ranewskaja will nicht wahrhaben, daß seine Tage gezählt sind. Gerade zurückgekehrt aus Frankreich, wo sie ihr Erbe verjubelt hat, lebt sie in Erinnerungen an ein sorgloses Gestern. Lopachin, Sohn einstiger Leibeigener, und heute ein erfolgreicher Geschäftsmann will helfen. Er hat nicht nur das Geld, sondern auch eine konkrete Vision: eine Sommerhaussiedlung für gestresste Stadtbewohner. Ranewskaja lehnt ab. Zu heilig sind ihr Vaterhaus und Vergangenheit. Doch der Lauf der Zeit ist nicht mehr aufzuhalten, Zwangsversteigerung und Zerstörung nicht zu verhindern.
Tschechows letztes Stück ist eine luzide Betrachtung über menschliche Meisterleistungen in Selbsttäuschung und Verdrängung; vor allem aber über den universellen, beständigen, beschleunigten Wandel der Welt, in der das Neue im Nu schon wieder veraltet und nur noch Erinnerung ist.
Regie: Roberto Ciulli / Bühne: Gralf-Edzard Habben / Kostüme: Heide Kastler / Licht: Roland Edrich /
Dramaturgie: Almut Wagner.
Es spielen: Katja Danowski, Verena Fitz, Tim Grobe, Hedi Kriegeskotte, Irene Kugler, Marie Leuenberger,
Hagen Oechel, Philipp Otto, Martin Pawlowsky, Michael Prelle, Frank Wickermann, Sören Wunderlich.
Premiere: 22. 9., 20 Uhr, Schauspielhaus
Weitere Termine im September: 23. 9.
Eintritt: 11 - 55 €
Karten: Telefon 040. 24871-3 (mo-sa, 10-19 Uhr) oder online buchen unter www.schauspielhaus.de
24. September 2006
Premiere
Die zweite Prinzessin [5+]
Ein hoheitliches Minidrama frei nach dem Bilderbuch »The Second Princess«
von Hiawyn Oram und Tony Ross von Gertrud Pigor
Die zweite Prinzessin hat es satt, immer und ewig nur die Zweite zu sein.Und dann hat ihre ältere Schwester auch noch Geburtstag. Dieser Geburtstag bringt es mit sich, dass die erste Prinzessin eine ganze Stunde länger aufbleiben, auf dem königlichen Pony reiten und mit dem König und der Königin auf den Balkon hinaus treten darf, um zu winken. Und dann auch noch die ganzen Geschenke, die die erste Prinzessin bekommen hat. Die zweite beklagt sich bitterlich: »Jeder darf Kleine zu mir sagen, ich muss ihre alten Klamotten auftragen. Am liebsten wäre ich ein Einzelkind.« Deshalb denkt sie sich lauter schlimme Sachen aus, um ihre Schwester loszuwerden. Damit sie endlich die Einzige ist. Als die Situation sich entscheidend zuspitzt ist klar, dass dringend ein königliches Machtwort gesprochen werden muss, damit alle wieder
glücklich und zufrieden leben können…
»Die zweite Prinzessin« setzt sich in humorvoller Weise mit dem
Geschwister-Sein und all seinen Tücken auseinander. Was sich die kleine Prinzessin alles einfallen lässt, wie sie dabei schwer in die Bredouille kommt und wie sich am Ende doch noch eine Lösung findet, davon erzählt Gertrud Pigors Stück. Eine Geschichte über kleine Gemeinheiten und große Versöhnungen.
Regie: Gertrud Pigor / Bühne und Kostüme: Annette Meyer / Musik: Jan Fritsch
Es spielt: Julia Nachtmann
29. September 2006
Das Telefonbuch von Hamburg, "Opera vocis longiquae".
Es geht um die Bibel der Kommunikationsgesellschaft. Wir wollen das Telefonbuch als literarisches Dokument würdigen und für das Theater entdecken. Welch ein Werk! Es bewegt sich ganz auf der Höhe
zeitgenössischen Erzählens, hält eigensinnig am Individuum als Träger der Kommunikation fest und sucht gleichzeitig die Welt dokumentarisch zu fassen, indem es sich nicht auf einige Vertreter der Gattung beschränkt, sondern tatsächlich Totalität meint: uns alle. Welche Radikalität auch, auf dem jeweiligen Höhepunkt den Text in eine reine Ziffernfolge umschlagen zu lassen. Hier kommt, unter literarischen Gesichtspunkten betrachtet, die Gegenwart ganz zu sich selbst. Welch ein geniales Ineins von Weltläufigkeit
universaler Gültigkeit und lokaler Detailgenauigkeit! Kein literarisches Werk ist dem Telefonbuch vergleichbar. Bitte legen Sie nicht auf.
Regie: Philip Tiedemann / Bühne: Etienne Pluss / Kostüme: Etienne Pluss, Christin Treunert / Musik: Jörg
Gollasch / Dramaturgie: Florian Vogel
Es spielen: Gernot Grünewald, Claudia Jahn, Uli Pleßmann, Anne Schieber, Maja Schöne, Kai Schumann,
Jürgen Uter. Bühnenmusiker: Matthias Trippner
Uraufführung: 29. 9., 20 Uhr, Bühne Schauspielhaus
Karten: Telefon 040. 24871-3 (mo-sa, 10-19 Uhr) oder online buchen unter www.schauspielhaus.de