Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
"Brel - Getanzte Chansons" in Chemnitz "Brel - Getanzte Chansons" in Chemnitz "Brel - Getanzte...

"Brel - Getanzte Chansons" in Chemnitz

Premiere am 21. September 2007, 20.00 Uhr, Schauspielhaus

Nach „Leo & Zoe“ und dem Tanzprojekt „Karneval der Tiere“ stellt sich Ballettdirektor Lode Devos erneut als Choreograf vor. Dieses Mal hat er die energiegeladenen Chansons von Jacques Brel als Sujet gewählt, die auch eine Generation nach ihrer Entstehung nichts von ihrer Kraft und Poesie verloren haben.

Fragt man den gebürtigen Belgier Lode Devos nach dem Inbegriff der nationalen belgischen Identität, so platzt ein Name förmlich aus ihm heraus: Jacques Brel, der Künstler von Weltruf, der Mitte des 20. Jahrhunderts das frankophone Chanson wie kaum ein anderer verkörperte und noch heute so etwas wie Belgiens Aushängeschild ist.

Lode Devos wuchs mit Jacques Brels Musik auf, fand in ihr eine teilweise überraschend brutale, fast immer drastische und trotz härtester Kritik doch irgendwie liebevolle Widerspiegelung seiner Wahrnehmungen. Denn der Chansonier lud die Menschen zur Interpretation von Intoleranz, Verlogenheit und Vorurteilen einerseits und von Glück, Freude, Hoffnung und Selbstbewusstsein andererseits ein.

Jacques Brel, aus der von ihm sozial nur widerwillig akzeptierten Brüsseler Kleinbourgeoisie stammend, Sohn eines flämischen Vaters und einer wallonischen Mutter, war über lyrische Versuche und eher unbeholfen interpretierte christliche Lieder zum Chanson gekommen, das er zwar spät, aber umso intensiver als sein Metier entdeckte und zu neuer Selbstfindung annektierte. Sein Leben war fortan ein exzessives in nahezu allen Bereichen, auch in seiner Ausdrucksform. Ihn auf den Raubbau an sich selbst zu reduzieren wäre falsch, denn die Pausen, die sich der Kettenraucher zwischen dem Stardasein in Paris in seiner belgischen Heimat gönnte, waren Beleg seiner Zerrissenheit zwischen kleinbürgerlicher Prägung und dem Wüten gegen diese Wurzeln.

Nun plant Lode Devos keine Hommage an die 1978 verstorbene Legende, sondern er möchte Brels energiegeladene Lieder als Katalysator von Geschichten verwenden, an dem sich die Szenen reiben. Der Choreograf will zu den Chansons Episoden aus der Zeit seiner Jugend erzählen und als Beispiel einer kulturellen Identität aus Europa mit seinem internationalen Ballettensemble gestalten.

Choreografie: Lode Devos

Bühne und Kostüme: Christiane Devos

Es tanzt das Ballett Chemnitz

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 11 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

PRÄZISE STRUKTUREN -- Neue CD: Schostakowitschs Präludien & Fugen op. 87 bei Pentatone/ Wer sie in S

Wer sie in Stuttgart mit Prokofieffs drittem Klavierkonzert erlebt hat, wird sie nicht vergessen. Die Rede ist von der russischen Pianistin Yulianna Avdeeva, die die Präludien und Fugen von Dmitri…

Von: ALEXANDER WALTHER

RITTERLICHER HUMOR -- Das Stuttgarter Ballett zeigt "Don Quijote" im Opernhaus STUTTGART

In diesem Ballett von Maximiliano Guerra nach Miguel de Cervantes kämpft ein junges Paar um seine Liebe. Gleichzeitig begegnen wir Don Quijote als Träumer mit einem unglaublichen Durchhaltevermögen.…

Von: ALEXANDER WALTHER

UNENDLICHKEIT DER KLANGWELT -- Liederabend mit Benjamin Appl im Ordenssaal bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen

Die Nacht in all ihren geheimnisvollen Facetten stand im Mittelpunkt dieses bemerkenswerten Liederabends mit Benjamin Appl (Bariton), der auch bei Dietrich Fischer-Dieskau studierte, was man seinen…

Von: ALEXANDER WALTHER

KOSMISCHES KLANGGEFÜHL -- Gustav Mahlers achte Sinfonie mit dem Staatsorchester Stuttgart unter Cornelius Meister

In der im Jahre 1907 vollendeten Partitur der Sinfonie Nr. 8 in Es-Dur von Gustav Mahler fließen laut Paul Bekker "kosmisches Klanggefühl, sozialistischer Formwille, künstlerisches Ethos in eines.…

Von: ALEXANDER WALTHER

SIBELIUS' HULDIGUNG AN DIE VIOLINE -- Meisterkonzert 2.0 der Carl-Flesch-Akademie im Weinbrennersaal des Kurhauses Baden-Baden

Wieder präsentierten hoffungsvolle Talente der Carl-Flesch-Akademie im Kurhaus ihr Können. Zu Beginn musizierte Sae Ito (29) aus der Klasse von Mate Szücs das recht wenig bekannte Konzert für Violine…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑
StartseiteBeiträgeKritikenHintergründeTheatermacherServiceFachbegriffeSuche