Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
Burchard Dabinnus: "Die Mühlengeschichte - Eine deutsch-jüdisch-deutsche Familienangelegenheit in mehreren Stationen - ikn MünchenBurchard Dabinnus: "Die Mühlengeschichte - Eine deutsch-jüdisch-deutsche...Burchard Dabinnus: "Die...

Burchard Dabinnus: "Die Mühlengeschichte - Eine deutsch-jüdisch-deutsche Familienangelegenheit in mehreren Stationen - ikn München

16. und 25. Februar 2023, am Friedensengel und HochX, Entenbachstr. 37, 81541 München

Der Münchner Theatermensch Burchard Dabinnus schöpft seine Stoffe seit Jahren aus seiner vielfältigen Familiengeschichte: Nach „Flüsterzettel – eine geheime Liebe beim BND" (2019) über seine Eltern, die sich als Mitarbeiter des BND in Pullach kennenlernten und dort ein Paar wurden, und „Weil du mir gehörst“ (2022) über den Mord an seiner Cousine Saskia, thematisiert er jetzt ein bis heute ungeklärtes Kapitel aus dem Leben seines Großvaters und macht sich nahezu detektivisch auf Spurensuche:

Copyright: Joana Jakutowicz/Privatbes. Fam.Meyer | Collage: Marlene Rösch

Anfang des 20. Jahrhunderts gehörten die befreundeten Familien Dabinnus und Meyer zum deutschnationalen Großbürgertum von Königsberg. 1939 verkaufte Hans-Joseph Meyer seine Mühle im polnischen Bartoszyce an Georg Dabinnus. Was hatte es wirklich mit dem „Verkauf“ des Mühlenbetriebs auf sich? Meyer war Jude, der Verkauf fand 1939 statt. War der Mühlen-Verkauf eine Arisierung wie viele andere? War nicht, wie es ein Familiengerücht behauptet, der Dabinnus-Verwandte Bruno Dzubba im Dienst des Gauleiters Erich Koch Spezialist für Enteignungen jüdischer Bürger? Oder war es doch eine Tarnungsmaßnahme im gegenseitigen Eiverständnis, um das Hab und Gut nicht in die falschen Hände fallen zu lassen? Meyer und seine Frau Lotte wurden in Auschwitz ermordet, ihre Kinder überlebten in der Schweiz.

Vor etwa 20 Jahren suchte Billy Meyer, Enkel des ersten Mühlenbesitzers Hans-Joseph Meyer, Georg Dabinnus auf, um seinerseits Licht in die Angelegenheit zu bringen – ohne nennenswerte Erkenntnisse. Gemeinsam mit Billy und dessen Schwester Brigitte, holt Burchard Dabinnus seit Jahren die Bruchstücke dieser zwei miteinander verwobenen Familiengeschichten ans Licht und horcht familiäre Legenden ab. Auf dem Weg zur Klarheit lauern jede Menge Fragen, Widersprüche und unangenehme Überraschungen. Viele Teile des Puzzles fehlen bis heute. Die „Reste von Gestern“ sind jedoch nicht nur ein Stück privater, familiärer Zeitgeschichte, sondern werfen ihre Schatten auch in unsere unmittelbare politische Gegenwart. Für Burchard Dabinnus steht deshalb der Dialog mit den Nachfahren der Meyers im Mittelpunkt der „Mühlengeschichte“.

Daraus entsteht ein Theaterprojekt in mehreren Etappen: Im Februar treffen die Meyer-Enkel Billy und Brigitte mit Mitgliedern der Dabinnus-Familie im Theater HochX zusammen. Eine dritte Familie, die aufschlussreiche Informationen beisteuern könnte, ist die von „Onkel Bruno“, nämlich die Familie von Bruno Dzubba, der nach dem Krieg in Neumünster lebte und oft in München bei seiner Tochter Ingrid Andrae zu Besuch war. Ingrid Andrae, Moderatorin und Journalistin beim BR, kam 1973 bei einem bis heute rätselhaften Autounfall auf der Luitpoldbrücke ums Leben. Welche Rolle ihr Vater im Nationalsozialismus spielte und ob er etwas mit der „Mühlengeschichte“ zu tun hatte, ist eine der zentralen Recherchefragen des Projekts. Bruno Dzubba starb 1976. Von Seiten der Familie Dzubba konnte Burchard Dabinnus für sein Projekt bislang niemanden mehr ausfindig machen.

Nach den beiden Februarterminen macht das Projekt im Spätsommer Station in Berlin und Bartoszyce. Im Oktober kommt das verdichtete Material schließlich als Theaterabend auf die Bühne des HochX. Arbeitstitel: „Die Mühlengeschichte“.

Sprecher/Spieler: Marion Freundorfer, Katja Amberger, Arno Friedrich, Catalina Navarro Kirner, Burchard Dabinnus | Gäste: Brigitte und Billy Meyer, Simone Bartels, Henri Rösch | Musik: Brigitte Meyer und Ardhi Engl | Raum, Ausstattung: Marlene Rösch, Pauline Schulze | Licht: Ramona Lehnert | Dramaturgie: Barbara Altmann | Konzept und Regie: Burchard Dabinnus | Historischer Support: Dr. Christian Rohrer

Station 1: „Der Unfall“. UND WER WAR PÄPSCHEN?
Donnerstag, 16. Februar | Treffpunkt um 11.30 Uhr am Friedensengel | Dauer: ca. 30 min
Eintritt frei, Anmeldung: reservierung@theater-hochx.de / Tel. 089-20970321
Mit Marion Freundorfer, Arno Friedrich, Catalina Navarro Kirner, Burchard Dabinnus. Musik: Ardhi Engl

Station 2: „Puzzlestücke“
Samstag, 25. Februar, 19 Uhr und Sonntag, 26.2., 12 Uhr | HochX, Entenbachstr. 37, 81541 München | Tickets: www.theater-hochx.de
Mit Marion Freundorfer, Katja Amberger, Arno Friedrich, Burchard Dabinnus. Musik: Ardhi Engl, Brigitte Meyer| Gäste: Brigitte und Billy Meyer, Simone Bartels, Henri Rösch

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 19 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

STIMMUNGSVOLL UND BEWEGEND -- "sparda klassik open air" auf der Freilichtbühne Killesberg STUTTGART

Die Singenden Grundschulen "SingGrund" Filderstadt sowie die Band "POPcorn" unter der kompetenten Leitung von Monika Grauschopf eröffneten dieses Open-Air-Konzert mit "Jetzt geht's los" von Uli Führe.…

Von: ALEXANDER WALTHER

KÖNIGSTHEMA VOLLER ERHABENHEIT -- Neue CD mit Bachs "Kunst der Fuge" mit dem Ensemble il Gusto Barocco bei Berlin Classics

Die kunstvoll-abwechslungsreichen Fugen von Johann Sebastian Bach werden vom Stuttgarter Ensemble il Gusto Barocco sehr ausgewogen und transparent musiziert. Unter der inspirierenden Leitung von Jörg…

Von: ALEXANDER WALTHER

WALZER IN ALLEN SCHATTIERUNGEN -- Monrepos Open Air bei den Schlossfestspielen LUDWIGSBURG

Unter dem Motto "Turned up" eröffnete das Orchester des Goethe-Gymnasiums Ludwigsburg unter der inspirierenden Leitung von Benedikt Vennefrohne diesen besonderen Abend mit der Konzertsuite aus…

Von: ALEXANDER WALTHER

STÜRMISCHE GLUT -- SWR Symphonieorchester unter Markus Poschner in der Liederhalle STUTTGART

Goethes "Egmont" inspirierte Ludwig van Beethoven im Jahre 1810 zu einer Schauspielmusik, die in keiner ihrer verschiedenartigen Nummern erkennen lässt, dass es sich dabei um ein Auftragswerk…

Von: ALEXANDER WALTHER

REIZVOLLE SPRÜNGE -- Arabella Steinbacher im Ordenssaal bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen

Stimmungsvolle Werke hatte sich die Geigerin Arabella Steinbacher zusammen mit dem Pianisten Peter von Wienhardt ausgewählt. Im Arrangement von Jascha Heifetz erklangen zunächst vier leidenschaftlich…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑
StartseiteBeiträgeKritikenHintergründeTheatermacherServiceFachbegriffeSuche