Im Berlin der 1930er Jahre marschieren die Nazis. Sie durchsetzen das öffentliche wie private Leben. Umso wilder wird gefeiert, getrunken und: vergessen. Das Musical „Cabaret“ zeigt den Zerfall der Weimarer Republik auf der Bühne. Künstlerischer Aufbruch, Dekadenz, schwelende Ungerechtigkeiten und kleinbürgerliche Enge wirbeln gerade in der Metropole Berlin alles bunt durcheinander. Ebendiese seltsame Mischung gibt dem Musical seinen Zündstoff.
In seinem Episodenroman „Goodbye to Berlin“, erschienen 1939, sammelt sich der Widerschein der Berliner Jahre Christopher Isherwoods, der als junger britischer Schriftsteller 1929 in die schillernde, glühende Metropole Europas mit ihrer agilen künstlerischen Avantgarde, dem Jazz, der legendären Freizügigkeit des Nachtlebens reiste und bis zur Machtergreifung Hitlers 1933 blieb. Nur äußerlich distanziert-neutral, als „Kamera mit offenem Verschluss“, die nur „aufnimmt, registriert, nichts denkt“, wie er zu Beginn des Romans erklärt, erfasste Isherwood mit klar perspektivierten Beschreibungen des Alltags- und Nachtlebens scharf den Geist der zerfallenden Weimarer Republik, den Anbruch des Dritten Reiches. Mit dem Musical „Cabaret“ fingen dessen Autoren Joe Masteroff und Fred Ebb (Texte) und John Kander (Musik) 1966 den Geist dieser Zeit ein. Nicht nur wurde der aufkommende Nationalsozialismus zum Motor der Handlung, sondern auch setzten sie der Handlung mit einer Ebene kommentierend-karikierender Songs das Cabaret als spukhafte Gegenwelt gegenüber – und lassen so das Aufeinanderprallen freiheitlich-entzügelter und brutal-autoritärer Kräfte der damaligen Gesellschaft spürbar werden. So sehr die Songs des Cabarets glitzern und swingen, sind sie doch zugleich Zerrspiegel einer Gesellschaft im Zerfall.
Das Musical (Uraufführung 1966 am Broadway) feierte bisher zahlreiche Erfolge, und das nicht erst seit seiner Verfilmung mit Liza Minelli als Sally Bowles. Es wurde mit diversen Tony Awards und Laurence Olivier Awards ausgezeichnet und in zahlreiche Sprachen übersetzt, so z. B. ins Französische, Deutsche, Hebräische und Katalanische.
In Heidelberg präsentiert sich damit wieder einmal eine Kooperation zwischen dem Musiktheater- und dem Schauspielensemble sowie der Heidelberger Dance Company.
Buch von Joe Masteroff, nach dem Schauspiel „Ich bin eine Kamera“ von John van Druten (1951), dieses nach dem Roman „Good-bye to Berlin“ von Christopher Isherwood (1939); Gesangstexte von Fred Ebb; Deutsch von Robert Gilbert; in Heidelberg in englischer und deutscher Sprache mit deutschen Übertiteln
Musikalische Leitung Dietger Holm | Róbert Farkas
Regie Andrea Schwalbach
Bühne Nanette Zimmermann
Kostüme Nora Johanna Gromer
Choreografie Thomas McManus
Dramaturgie Julia Hochstenbach
Chorleitung Anna Töller
Conferencier Steffen Gangloff
Sally Bowles Claudia Renner
Clifford Bradshaw Hendrik Richter
Fräulein Schneider Nicole Averkamp
Herr Schulz Ks. Winfrid Mikus
Ernst Ludwig Fabian Oehl
Fäulein Kost Elisabeth Auerbach
Two Ladies Janina Moser | Eva Patricia Klosowski
Bobby Adrien Mechler
Viktor Philipp Stelz
Dance Company Nanine Linning/Theater Heidelberg
Philharmonisches Orchester Heidelberg
Weitere Termine
Di 21.04.2015, 19.30 Uhr
Mo 11.05.2015, 19.30 Uhr
Mo 25.05.2015, 19.00 Uhr
Sa 30.05.2015, 19.30 Uhr
So 31.05.2015, 15.00 Uhr
Fr 26.06.2015, 19.30 Uhr