Eines Tages taumelt ein junger Mann (Silvia Weiskopf) durch die Stadt – verwahrlost, hungrig und verwirrt. Die Bevölkerung bestaunt das Findelkind, für den das Sonnenlicht genauso neu ist wie die Existenz anderer Menschen. Ein Phänomen – auch für die Wissenschaft! Caspar Hauser lernt, doch er wird gleichzeitig zum Versuchsobjekt. Und muss bei seiner Welterkundung feststellen, dass Lüge, Hass und Grausamkeit ebenfalls zu den Errungenschaften menschlicher Zivilisation gehören …
Spekulationen, es handele sich um den entführten Erbprinzen von Baden, konnten nie völlig entkräftet werden. Jakob Wassermann liefert in seinem Roman „Caspar Hauser oder Die Trägheit des Herzens“ aus dem Jahr 1908 nicht nur eine anrührende Charakterstudie des naiven Fremdlings, sondern er seziert zugleich eine Gesellschaft, die im Bestreben, aus der unzivilisierten Kreatur einen gebildeten Menschen zu machen, eben jenen Menschen komplett aus dem Blick verliert.
Das Kollektiv polasek&grau hat für das Schauspiel Essen auf der Grundlage des Romans eine Bühnenfassung erarbeitet, die in der Studiospielstätte Casa erstmals zur Aufführung kommen wird.
In der Neuinszenierung von Jana Milena Polasek, die von der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung gefördert wird, spielen Stefan Diekmann, Ines Krug, Silvia Weiskopf und Jens Winterstein. Für Bühnenbild und Kostüme sorgen Stefanie Grau und Natalia Nordheimer. Die Musik stammt von Helena Daehler; Dramaturgie: Florian Heller.
Weitere Termine: 11. Dezember, 19 Uhr; 23. Dezember, 17 Uhr; Casa.
Karten: TUP-TicketCenter, Tel.: 0201/81 22-200, oder www.schauspiel-essen.de