Plutarch brachte den verliebten Leukippos mit ins Spiel, der im Wettstreit mit Apollo um Daphnes Gunst wirbt, sich ihr als Frau verkleidet nähert und von seinem Nebenbuhler getötet wird. Ihrem Wunsch zufolge wird Daphne daraufhin eins mit der Natur und verwandelt sich in einen Lorbeerbaum, so dass sie unsterblich wird.
Das Libretto zu dieser Bukolischen Tragödie verfasste Joseph Gregor. Strauss gab sich erst mit der dritten Textfassung zufrieden, zuvor bemängelte er, dass »alles geschrieben und nicht auf der Bühne gesehen sei«. Im sizilianischen Taormina, wo sich Strauss seinen Träumen von Antike hingab, entstanden weite Teile der Komposition. Aus der arkadischen Idylle mit tragischen Untertönen wurde eine Studie über die Unvereinbarkeit von apollinischer und dionysischer Lebensform. Die Uraufführung fand am 15. Oktober 1938 in Dresden statt unter der Leitung von Karl Böhm, dem Strauss seine »Daphne« widmete.
Handlung
Daphne, die Tochter von Peneios, verweigert sich dem kultischen Fest des Vaters. Sie fühlt sich fremd und hat Angst, Angst vor dem Rausch und der Zerstörungswut der Menschen. Ihr Vater und die jungen Männer des Ortes bedrängen sie. Auch ihr Jugendfreund Leukippos bedrängt sie.
Gaea versucht, ihre Tochter Daphne in die Konventionen des Festes zu zwingen. Ängstlich zieht sich Daphne zurück. Ihre Freundinnen verführen Leukippos dazu, sich Daphne durch Täuschung wieder anzunähern.
Peneios verkündet seine Vision einer neuen Gesellschaft, die den Göttern gleichgestellt ist. Während fanatischer Beschwörungen erscheint ein Fremder. Es ist Apollo, der sich inkognito unters Volk gemischt hat. Er gesteht vor sich selbst, ein Lügner zu sein. Daphne erscheint und verfällt ihm. Als er sie vereinnahmen will, erkennt sie seinen Betrug.
Das Fest beginnt. In tiefer Verbundenheit zieht es Daphne zu Leukippos hin. Apollo deckt Leukippos’ Täuschung auf und tötet ihn, da dieser sich ihm widersetzt. Daphne fühlt sich schuldig am Mord an Leukippos und weist Apollo, der Tod und Zerstörung brachte, zurück. Im Glauben an die Unzerstörbarkeit der Menschheit geht Daphne in den Tod.
Entstehung:
»Daphne – ein einziges Musikwunder« titelte einst der »Dresdner Anzeiger« am 17. Oktober 1938 nach der Uraufführung und schrieb weiter: »Superlative reichen nicht aus, das Ereignis zu kennzeichnen.« Der umjubelten Uraufführung ging jedoch ein diskussionsreicher und keineswegs konfliktfreier Entstehungsprozess voraus. Als sich Richard Strauss im Sommer 1935 erstmals mit der neuen Oper auseinandersetzte, war er 71 Jahre alt. Seine Erfolge mit »Salome«, »Elektra«, »Rosenkavalier«, »Ariadne auf Naxos« und »Arabella« lagen hinter ihm. Strauss war auf der Suche nach einem kongenialen Textdichter, denn die kulturpolitische Stimmung, mit der das Nazi-Regime die Einführung der »Nürnberger Rassengesetze« für September 1935 vorbereitete, erlaubte nicht länger eine Zusammenarbeit mit Stefan Zweig. Bereits bei der Uraufführung ihrer gemeinsamen Oper »Die schweigsame Frau« im Juni 1935 in Dresden war es zum öffentlichen Eklat gekommen. Strauss hatte auf der Nennung Zweigs auf dem Besetzungszettel insistiert. Hitler und Goebbels sagten daraufhin ihr Kommen ab. Und Strauss trat als Präsident der Reichsmusikkammer zurück. Stefan Zweig, der Strauss weiterhin seine anonyme Mitarbeit zusicherte, empfahl dem Komponisten den Wiener Theaterhistoriker Joseph Gregor als »Ersatzlibrettisten«. Das Sujet für eine neue Oper fand sich auf Gregors Vorschlag hin schnell: Die Legende von Daphne und Gott Apollo – der älteste Opernstoff überhaupt und zugleich der erste Stoff, den einst Heinrich Schütz 1627 als erstes, leider verlorenes Musiktheaterwerk für den Dresdner Hof komponiert hatte.
Seither ging Daphne in verschiedener Gestalt über die Opernbühne. Für Strauss muss der Gedanke, eine Oper zum ursprünglichen Opernstoff zu gestalten, reizvoll gewesen sein. Dennoch liegt die eigentliche Inspirationsquelle anderswo, bei Gregor, der sich von einer Daphne-Apollo-Lithographie des französischen Romantikers Théodore Chassériau inspirieren ließ. Strauss und Gregor schufen eine mit Blick auf die Mythologie jedoch eher freie Fassung. Die Zusammenarbeit zwischen Komponist und Librettist gestaltete sich äußerst schwierig. Strauss gab sich erst mit der dritten Textfassung zufrieden, zuvor bemängelte er, dass »alles geschrieben und nicht auf der Bühne gesehen sei«. Mehr noch, Gregor musste sich von Strauss beschimpfen lassen, er schreibe einen »schlecht imitierten Homer-Jargon« und »Weltanschauungsbanalitäten«, wogegen sich Gregor zur Wehr setzte, Strauss aber entgegnete: »Auch die Säge des Chirurgen schmerzt, wenn sie ohne Narkose arbeitet …«
Ist Strauss der Komponist, dem kein Libretto genügte? Im Falle der »Daphne« jedenfalls landete er, wo er vielleicht hingehört: bei nichts als Musik. In einem dichten und beziehungsreichen Motivgeflecht offenbaren sich in dieser Musik Tiefen, die man im Text ab und an vermisst. Lyrische Gesangslinien, durchbrochen von dramatischen Akzenten, wechseln mit symphonischen Passagen in äußerst kunstvoller, farbenreicher Instrumentation.
Musikalische Leitung: Omer Meir Wellber
Inszenierung: Torsten Fischer
Bühnenbild: Herbert Schäfer
Chor: Pablo Assante
Dramaturgie: Nora Schmid
Kostüme: Andreas Janczyk
Licht: Fabio Antoci
Malerei: Vasilis Triantafillopoulos
Besetzung am 02.10.2010
Peneios: Georg Zeppenfeld
Gaea: Christa Mayer
Daphne: Camilla Nylund
Leukippos: Ladislav Elgr
Apollo: Robert Dean Smith
Schäfer: Jeremy Bowes
Schäfer: Aaron Pegram
Schäfer: Ilhun Jung
Schäfer: Peter Lobert
Magd: Romy Petrick
Magd: Gala El Hadidi
Herren des Staatsopernchores, Sächsische Staatskapelle Dresden.
05.10.2010
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