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"Das Versprechen" nach dem Roman von Friedrich Dürrenmatt im Landestheater Dinslaken

Premiere am Freitag, 8. Februar 2008 in Dinslaken, Kathrin-Türks-Halle, Erstaufführung der Bühnenfassung von Lars Helmer

 

Im Wald wird die Leiche eines kleinen Mädchens gefunden. Beim Überbringen der schrecklichen Nachricht verspricht Kommissar Matthäi den Eltern, den Mörder zu finden.

Ein Hausierer, der das Kind fand, gesteht auf Druck von Polizeikollegen im Verhör die Tat und erhängt sich. Der Fall ist abgeschlossen. Nur der zweifelnde Kommissar Matthäi beginnt erneut mit Ermittlungen. Er erinnert sich an eine Zeichnung des ermordeten Kindes, auf der kleine stachelige Bälle, ein sehr großer Mann und ein Auto zu sehen waren. Es könnten Trüffelpralinen sein, die ein Mann mit einem Auto dem Mädchen geschenkt hat. In der festen Überzeugung, einem Wiederholungstäter auf der Spur zu sein, heuert er inkognito bei einer Tankstelle an einer viel befahrenen Bundesstraße an und lebt dort mit der Tankstellenbesitzerin und ihrer Tochter. Die Neunjährige ist ohne das Wissen der Mutter der Köder. Wartend und trinkend verkommt der Kommissar mehr und mehr.

 

Wann wird aus Moral Unmoral, aus Recht Unrecht? Wann verkehrt sich das Gute ins Gegenteil? Kommissar Matthäi setzt fahrlässig das Leben eines Kindes aufs Spiel, nur um einen Fahndungserfolg nachweisen zu können. Überschreitet er die Grenze seiner Befugnisse und die des gesunden Menschenverstandes?

 

Den ersten Anstoß für dieses Requiem auf den Kriminalroman erhielt Friedrich Dürrenmatt durch einen Filmauftrag. Er sollte eine filmisch und pädagogisch verwertbare Erzählung über das Thema Sexualverbrechen an Kindern liefern. Was 1958 entstand, war der Film "Es geschah am hellichten Tag" mit Heinz Rühmann und Gert Fröbe. Ein guter Film (wer erinnert sich nicht an Gert Fröbe hinterm Baum mit der Kasperlpuppe und den Trüffelpralinen), aber Dürrenmatt musste sich mit der Rücksichtslosigkeit der Produzenten abfinden, die den Film glätteten und den Schluss happy-endlich versüßten. Aber es ist kennzeichnend für Dürrenmatts kämpferische Art, dass er sich gezwungen fühlte, dem fertigen Film gegenüber zu reagieren und die Fabel aufs Neue aufzugreifen und weiterzudenken, jenseits des Pädagogischen. Der Roman endet ebenso wie unsere Bühnenfassung weniger versöhnlich.

 

Inszenierung: Thorsten Weckherlin - Bühnenbild: Kay Anthony - Kostüme: Bernadette Weber - Musik: Gerhard Kappelhoff

 

Mit: Anton Schieffer, Leif Scheele, Iris Kunz, Andreas Mayer, Michael Gabel, Thomas Hamm , Erwin Kleinwechter, Tina-Nicole Kaiser, Jasmin Ernst/Hanna Hülsemann

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