Er nennt sein Stück „Romanze“. Diese Gattung zeichnet sich vor allem durch ihre Märchenhaftigkeit aus. Shakespeares Märchen spielt am Königshof in Sizilien und in Böhmen am Meer. Leontes, König von Sizilien, hat seinen Freund Polixenes, König von Böhmen, zu Gast und zwar „neun Monde“ lang. Den geplanten Aufbruch kann nur Hermione, Leontes Gattin, verhindern. Und plötzlich bricht Leontes Eifersucht über alle herein wie Hagelwetter: Polixenes flieht, Hermione, hochschwanger, wird gefangengesetzt, das Neugeborene bei Sturm außer Landes, nach Böhmen, gebracht. Antigonus, der Überbringer, wird von einem Bären gefressen. Mamilius, der Erstgeborene des Königspaares, stirbt aus Gram über die Veränderungen. Erst als ihm auch der Tod seiner Königin gemeldet wird, hält Leontes ein in seinem Wüten und verfällt in tiefe Reue. Die Zeit tritt auf, sechzehn Jahre sind vergangen.
Dem Winter der Gefühle in Sizilien folgt der Frühling in Böhmen. Florizel, Sohn des Polixenes, hat sich in eine Schäferin verliebt. Es ist Perdita, das unerkannte, verlorene Königskind. Doch schon droht neues Unwetter, diesmal vom König von Böhmen und die Flucht geht nach Sizilien. Dort nimmt alles ein märchenhaftes Ende. Hermione verwandelt sich von einer lebensechten Statue in ein lebendiges Wesen.
Doch Shakespeare wäre nicht Shakespeare, wenn er nicht einen Hauch Melancholie in die Freude gemischt hätte: Leontes und Hermione sind nun das eher winterliche Paar neben Perdita und Florizel, deren frühlingshaft blühende Liebe hält - bis zum nächsten Wintereinbruch. „Die Nachrichten, auch wenn man sie wahr nennt, gleichen einem alten Märchen“ dichtet Peter Handke Shakespeare nach.
„Das Wintermärchen“ ist die Antrittsinszenierung des neuen Intendanten Manuel Soubeyrand, der zuvor Schauspieldirektor am Theater Chemnitz war. Nach „Romeo und Julia“ in Braunschweig und „Cymbelin“ in Chemnitz ist „Das Wintermärchen“ seine dritte Shakespeare-Inszenierung. „Jetzt also mit einem großen Ensemble einen großen, wuchtigen Shakespeare-Stoff.“ (Manuel Soubeyrand)
Stadttheater Chur, Schweiz