Nichts und niemand kann ihn von seinem wahnhaften Verdacht reinigen. Leontes ist von jeder Ratio befreit, „beseelt“ allein vom nihilistischen Hass auf die ganze Welt. Folglich führt er einen gnadenfreien Vernichtungsfeldzug, der auch ihn selbst auszulöschen droht: Den Gast zwingt er zur Flucht in dessen Heimat, seiner Ehefrau macht er den Prozess, die gerade neugeborene Tochter lässt er durch den ihm
ergebenen Sizilianer Antigonus aussetzen. Erst der plötzliche Tod seines einzigen Sohnes Mamillius, herber Wink des Schicksals, bringt ihn zur Vernunft – wie es scheint, zu spät.
Wie sich letztlich dennoch alles zum Guten wendet, wie eine schauerlich-absurde Winter-Tragödie zur Frühlings-Sonate mutiert und wie letztlich menschliche Vernunftbegabtheit über selbstzerstörerischen Wahn siegt, das zeigt Shakespeare in seinem Stück Das Wintermärchen von 1611.
Die Regisseurin Lisa Nielebock nimmt die späte Romanze zum Ausgangspunkt, um nach dem möglichen übergroßen Ausmaß von Liebe zu fragen, und danach, wie diese maßlose Liebe zum Zerbrechen einer ganzen Beziehungswelt führen kann, zur totalen gesellschaftlichen Destruktion. Die Protagonisten des Wintermärchens bilden bei ihr einen Kreis von Freunden, Vertrauten, Liebenden, Vätern, Söhnen und Töchtern. Sie alle erleben zunächst eine gewaltige Erschütterung, finden aber dann im gemeinsamen Diskurs einen Weg heraus aus der gespenstischen Atmosphäre grenzenloser subjektiver Leidenschaft – hin zu einem „liebenden“ Neubeginn in anderer Zeit, unter anderen Voraussetzungen.
Am Deutschen Nationaltheater Weimar arbeitet Lisa Nielebock bereits zum zweiten Mal. Erst in der vergangenenSaison führte sie hier Regie in Kleists Prinz Friedrich von Homburg.
Deutsch von Peter Zadek und Corinna Brocher
regie lisa nielebock...........................................................................................................................................................................................
bühne und kostüme sascha gross..................................................................................................................................................................
dramaturgie jürgen otten.................................................................................................................................................................................
mit jeanne devos, caroline dietrich, mirjam smejkal; .................................................................................................................................
nico delpy, markus fennert, hagen ritschel, johannes schmidt, michael wächter..................................................................................
weitere vorstellungen:
donnerstag, 27.09.2012 / 19.30 uhr
mittwoch 03.10.2012 / 19.00 uhr
sonntag 21.10.2012 / 19.00 uhr