Welche Sehnsüchte und Konsumgewohnheiten hat die Mehrheit der Schweizer? Die Werbeagentur Jung von Matt/Limmat hat eine bemerkenswerte Installation realisiert: Nach Konsumanalysen und qualitativen Untersuchungen baute sie das häufigste Wohnzimmer der Schweiz nach. Das Schauspielhaus Zürich holt die Wohnzimmer-Installation in den Pfauen / Bühne 5 und reagiert mit den Mitteln der Kunst auf diesen Showroom des gläsernen Kunden.
Wie individuell ist Ihr Individualismus? Was passiert, wenn die Werbeindustrie mit den Mitteln der Aufklärung arbeitet? Wenn sie analysiert, forscht und modellbildend wirkt? Zusammen mit vier Schauspielern und einem Videokünstler reagiert die Regisseurin Christiane Pohle auf das gläserne Wohnzimmer und entwickelt ein Theaterprojekt, das in eigenen Installationen, in Interviews und Porträts die Macher dieser Konsumentenstudie vorstellt und diesem Raum ein Geheimnis zurückerstattet. Gibt es das Wohnzimmer wirklich?
Die Installation der Agentur Jung von Matt ist ein Modellraum, ein künstlicher Raum, der auf keinen Fall den realen Lebensraum einer Familie darstellt. Er ist in gewissem Sinne ein Traum – Ausdruck für den Traum der Mehrheit, aber auch der gottgleichen Kreateure und Unterhalter dieses Raums. Christiane Pohles Projekt steigert diesen Traum ins Surreale und lässt den Abend an der Bar der Bühne 5 ausklingen, bei allabendlich wechselndem Filmprogramm und einer kleinen Wohnzimmerparty für private Gäste.
Christiane Pohle inszenierte 1999 an den Hamburger Kammerspielen «sitzen in Hamburg» nach Tschechows «Drei Schwestern». Für die Produktion erhielt sie den Impulse-Preis 2000 und den Gertrud-Eysoldt-Preis für junge Regisseure 2001. Aus der Produktion ging die freie Theatergruppe «Laborlavache» hervor. Christiane Pohle inszenierte u.a. am Theater Freiburg, an den Münchner Kammerspielen, bei den Salzburger Festspielen, am Wiener Burgtheater und am Thalia Theater Hamburg. Am Schauspielhaus Zürich inszenierte sie in der Spielzeit 01/02 Goethes «Clavigo», 02/03 die Uraufführung von Peter Stamms «Après Soleil» und 03/04 «Electronic City» von Falk Richter.
Regie Christiane Pohle – Bühne Jung von Matt/Limmat – Bühnenumsetzung Kati Seibert – Kostüme Victoria Behr – Video Martin Rottenkolber– Livekamera Alexander Wiegold – Licht Christoph Kunz – Dramaturgie Flurina Hefti, Thomas Oberender
Mit (alphabetisch): Christian Heller, Hanspeter Müller-Drossaart, Karin Pfammater, Nele Rosetz
Weitere Vorstellungen: 28./29./31. Mai und 9./12./14./20./22./28. Juni (jeweils 19h30)
Info/Vorverkauf: +41 (0) 44 258 77 77; www.schauspielhaus.ch