Schillers Dramenfragment handelt von der Geschichte des Demetrius, der sich als legitimer Sohn des verstorbenen Iwan des Schrecklichen fühlte, in Russland einfiel, sich bei Marfa, der Mutter des wirklichen Zarensohn, einschmeichelte, zum Zaren gekrönt und wenig später ermordet wurde.
Der tiefe Glaube an seine Mission verleiht ihm Überzeugungskraft, die Befreiung der Menschen ist sein Programm. Als er erfährt, dass seine angebliche Zarenherkunft auf einem Komplott beruht, erlischt das Charisma des enttäuschten Helden.
Das Stück spielt in einer Zeit der rücksichtslos angemaßten Macht, die nur wechselnde Auf- und Absteiger in der Geschichte kennt. Demetrius selbst ist Werkzeug der Ranküne und der Rache. Er ist immer im Blick, keineswegs aber der Handelnde, sondern Spielball sich widerstreitender Mächte. Das Fragment entfaltet nicht nur eine Poetik der dunklen Identität, sondern auch eine Poetik des Betrugs und der Intrige, ist ein brisantes Lehrstück über den Zusammenbruch traditioneller Machtverhältnisse und die Ambivalenz charismatisch begründeter Herrschaft.
Ich meine, unbedingt gestorben muss er doch für eine Auferstehung gar nicht wirklich sein.
(aus: ZEIT DER WIRREN)
David Frühaufs Auftragswerk ZEIT DER WIRREN ist eine luzide und zugleich humorvolle Entwicklung der Motive des DEMETRIUS. Der Präsident ist verschwunden, das Problem muss gelöst werden und so beschließt das Komitee auf einer wahnwitzigen Sitzung, ein Double des Führers zu suchen und einzusetzen.
Mit Scharfsinn und Ironie zeigt die Politsatire die Geschichte als Spektakel und erhellt zugleich die Konstruktion von Geschichte, Macht, Identität. Der junge Autor experimentiert mit unterschiedlichen Sprachspielen und ihrer absurden Verknüpfung mit dem, was wir Realität nennen.
In dem überbordenden Text mit seinen Verrückungen, Umwegen, mit sprachlichen Findlingen, die sich nicht sogleich verorten lassen, werden Fiktion, Konstruktion, Wirklichkeit zu einem komplexen Gewebe.
DAVID FRÜHAUF
geboren 1987, studierte Literarisches Schreiben in Wien und Leipzig sowie Neuere deutsche Literatur in Berlin. Er war Teilnehmer am Förderprogramm stück/für/stück am Schauspielhaus Wien und erhielt die Talentförderungsprämie des Landes Oberösterreich 2013. In der Spielzeit übernimmt er erstmals eine Auftragsarbeit für das Vorarlberger Landestheater.
STEFFEN JÄGER | Regie
Jahrgang 1983, studierte zunächst Philosophie, Kunstgeschichte und Mathematik an der Humboldt-Universität Berlin, später Schauspielregie am renommierten Max Reinhardt Seminar in Wien. Nach seiner Abschlussarbeit 2009 inszenierte er zahlreiche Stücke u.a. am Landestheater Niederösterreich, Theater an der Josefstadt, ISA Reichenau, Theater an der Gumpendorferstraße Wien, Theater Der Keller in Köln sowie Projektarbeiten in der freien Szene. Am Vorarlberger Landestheater setzte er das Weihnachtsmusical DER LEBKUCHENMANN, TARTUFFE von Molière, BUNBURY ODER ERNST SEIN IST ALLES von Oscar Wilde, die Uraufführung von RASKOLNIKOV IM OSTROGG, Kleists ZERBROCHNEN KRUG sowie in der Spielzeit 2014/15 LANTANA in Szene. In der Spielzeit 2015/2016 übernimmt er wieder die Regie bei DEMETRIUS / ZEIT DER WIRREN.
Regie Steffen Jäger
Bühne Sabine Freude
Kostüme Aleksandra Kica
Licht Gerhard Fischer
Video Patrick K.-H.
Dramaturgie Dorothée Bauerle-Willert
DEMETRIUS
Demetrius Daniel Wagner
Sapieha Tim Breyvogel
Odowalski Eugen Knecht
Marina Zeynep Buyrac
Marfa Laura Mitzkus
Mnischek Daniel Frantisek Kamen
König / Nonne Helga Pedross
ZEIT DER WIRREN
Leiter des Komitees Daniel Frantisek Kamen
Komitglied 1 Tim Breyvogel
Komitglied 2 Zeynep Buyrac
Komitglied 3 Eugen Knecht
Komintern Laura Mitzkus
Vera Helga Pedross
Der Auserwählte Daniel Wagner
WEITERE VORSTELLUNGEN: 03/05, 13/05, 28/05, 01/06, 09/06, 12/06, 19.30 Uhr, Grosses Haus
STÜCKEINFÜHRUNGEN: 28/05, 12/06, 18.45, Kleines Haus
KARTEN: +43 (0)5574 42870 600 ticket@landestheater.org www.landestheater.org
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