Geschrieben wurde das Werk 1890 für das 'Theater an der Wien', an dem der berühmte Alexander Girardi die Titelrolle sang. Sein Auftrittslied "Ich bin der arme Jonathan, was fang ich armer Teufel an", wurde – nicht nur in Wien – zum Hit. Das Stück ging um die
halbe Welt und wurde insbesondere auch in Amerika, wo große Teile seiner Handlung spielen, stürmisch gefeiert. Im Laufe des 20. Jahrhunderts geriet es ein wenig in Vergessenheit, bis kein Geringerer als Walter Felsenstein eine bühnenwirksame Neufassung schuf.
Thema ist der Rollentausch von einem Millionär und einem armen Mann, dem armen Jonathan, wie ihn später ähnlich auch Erich Kästner in Drei Männer im Schnee gestaltet hat. In diesem Falle sind der Arme und der Reiche in einer prekären Situation, die sie beide in den Selbstmord zu treiben scheint: Der arme Jonathan, ewiger Pechvogel, verliert seinen Job als Koch, der Millionär Vandergold vermeintlich seine Geliebte, die Sängerin Harriet. Der eine
ist zu arm und pessimistisch, der andere zu reich und unglücklich, um weiter leben zu wollen. Kurz vor beider Sprung von dem Dach eines Bostoner Hochhauses in die Tiefe aber hat Vandergold den rettenden Einfall: Tausch der Besitzverhältnisse! Der Reiche wird dem Armen seine lästigen Millionen übereignen und sich irgendwo in der Welt sein Leben selber verdienen. Jonathan ist einverstanden und nimmt sogar eine seltsamen Klausel in Kauf: Falls einer von beiden in der neuen Rolle abermals lebensüberdrüssig wird, muss auch der andere dran glauben und mit ihm sterben. Als Signal wird ein herzergreifendes Lied vereinbart. l
Wie der Ex-Millionär später im entscheidenden Moment vergeblich
nach dieser Melodie sucht, aber stattdessen auf Ohrwürmer aus Verdis Troubadour, Rossinis Barbier von Sevilla und Mozarts Don Giovanni verfällt, ist ein Kabinettstück von außerordentlicher Qualität. Musikalische Einfallskraft, szenische Treffsicherheit und kompositorische Kunstfertigkeit machen den Armen Jonathan zu einer Meisteroperette,
deren Aktualität heute verblüfft.
Die musikalische Leitung der Operette liegt bei Dietger Holm. Regie führt Dirk Böhling, der für seine Inszenierung eine eigene Dialogfassung erarbeitet hat.
Weitere Vorstellungen: 11. März um 18.00 Uhr, 24. März um 19.30 Uhr, 22. April 2007 um 18.00 Uhr im Großen Haus
Kartentelefon: 0385 / 5300 – 123 oder kasse@theater-schwerin.de