„Der Besuch der alten Dame“ war 1956 Friedrich Dürrenmatts erster internationaler Erfolg, und lebt von der Idee eines absolut unmoralischen Angebotes, das eine äußerst normale, moralinsaure Kleinstadt um Kopf, Kragen und Verstand bringt. Ein Phänomen, das keineswegs nur in den 50-er oder 60-er Jahren Gültigkeit hatte, wie die Neubearbeitung von Armin Petras für das Staatsschauspiel Dresden zeigt: Eine ostdeutsche, früher wohlhabende, jetzt verarmte Stadt in den frühen 90ern.
Eine sehr reiche Dame kommt zurück in ihren Heimatort, aus dem sie vor vielen Jahren nach einer unglücklichen Liebesgeschichte in Schimpf und Schande davon gejagt worden war. Sie kehrt erst zurück, als sie so viel Geld hat, dass sie alle und alles kaufen kann. Nun reißt sie den Bürgern ihre zerbrechliche Maske eines demokratisch-moralischen Überbaus einer durch und durch kapitalistischen Gesellschaft ab und entlarvt ihren einzigen Götzen: das Geld. „Wohlstand für alle“ wird in Aussicht gestellt für die Aufgabe solidarischer Prinzipien. Nur wenn der herzlose Liebhaber von einst geopfert, ausgeliefert und getötet wird, wird es Reichtum für alle geben. Eine sehr verlockende Aussicht. Rache ist am Ende zwar süß, doch kann man davon wirklich leben?
In der Koproduktion von Staatsschauspiel Dresden und Maxim Gorki Theater Berlin spielen Schauspielerinnen und Schauspieler beider Theater. Das Stück bleibt nach der Premiere im Repertoire des Staatsschauspiels und wird in Dresden und Berlin gezeigt. In der Titelrolle der „alten Dame“, die in der Theatergeschichte von vielen großen Schauspielerinnen gespielt wurde, wird Christine Hoppe zu sehen sein.
Der Regisseur Armin Petras wurde 1964 in Meschede im Sauerland geboren und wuchs in Ostberlin auf. Von 1985 bis 1987 studierte er Regie an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ in Berlin. 1988 übersiedelte er in die Bundesrepublik. Ab 1992 inszenierte er in Frankfurt / Oder, in Chemnitz und am Schauspiel Leipzig. Ab 1996 war er Oberspielleiter am Theater Nordhausen, von 1999 bis 2002 Schauspieldirektor am Staatstheater Kassel. Von 2002 bis 2006 war er Hausregisseur am Schauspiel Frankfurt. Außerdem entstanden Inszenierungen an den Münchner Kammerspielen, dem Schauspiel Hannover, der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz Berlin, dem Berliner Ensemble, dem Bayerischen Staatsschauspiel München, dem Deutschen Schauspielhaus Hamburg und dem Thalia Theater Hamburg. Auch als Bearbeiter von Film- und Romanstoffen gehört Armin Petras zu den meistgefragten seines Fachs. Seit der Spielzeit 2006.2007 ist Armin Petras Intendant des Maxim Gorki Theaters Berlin. Mehrere seiner Inszenierungen wurden zum Berliner Theatertreffen eingeladen.
Mit: Stefko Hanushevsky, Christine Hoppe, Andreas Leupold, Wolfgang Michalek, Anne Müller, Matthias Reichwald, Gunnar Teuber, Sabine Waibl u. a.
Regie: Armin Petras
Bühne: Olaf Altmann
Kostüme: Katja Strohschneider
Musik: Thomas Kürstner, Sebastian Vogel
Video: Niklas Ritter
Dramaturgie: Jens Groß, Ludwig Haugk