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DER BLITZ (FUKUSHIMA SUNRISE), Dramma giocoso von Fred Hundt, Wuppertaler Bühnen

Premiere 16. März 2012, 20.00 Uhr im Kleinen Schauspielhaus. -----

Fukushima hat alles verändert. Wir sind Zeugen eines großen Sinneswandels in der deutschen Politik

geworden: weg von der Kernkraft, hin zu den regenerativen Energien. Was vor knapp einem Jahr noch undenkbar schien, ist nun gesellschaftlicher Konsens – Atomstrom ist Teufelswerk!

So sehr man sich auch über die plötzliche Zunahme ökologischer Intelligenz in den Reihen unserer Staatsführer freuen mochte, so verdächtig war das atemberaubende Tempo, mit dem die Mehrheit der politischen Parteien ihre alten Postulate von der unbedingten Sicherheit deutscher Kernkraftwerke auf dem Müllhaufen der überholten Positionen entsorgte. Dieser abrupte Gesinnungswandel wirft allerdings immer noch einige Fragen auf: Wie war es denn mit der Sicherheit unserer Kraftwerke vor Fukushima bestellt? Oder wurden wir etwa von großen Teilen unserer gewählten Volksvertreter belogen? Und falls nicht, und ihre zuvor getroffenen Aussagen waren lediglich von schlichter Unkenntnis getrübt – macht einem das nicht noch viel mehr Angst? Welche Halbwertzeit haben die Halbwahrheiten unserer Volksvertreter überhaupt noch?

 

Und was nun? Es drohen Energiemangel, Regress-Klagen, Massenentlassungen? Schon seit einiger Zeit kippt die gesamtgesellschaftliche Stimmungslage, der Kampf um Stuttgart 21 ist dafür ein prominentes Beispiel. Mehr und mehr wird sie geprägt vom zunehmenden Widerstand gegen eine lange Zeit praktizierte Technikgläubigkeit bei gleichzeitiger kollektiver Ignoranz gegenüber den möglichen Auswirkungen unserer Taten.

 

Wie sieht unsere strahlende Zukunft denn aus? Autor Fred Hundt hat zugehört und das phrasen- und reflexhafte Stimmengewirr in den Medien und der Politik nach dem Unglück in Fukushima nicht als apokalyptische Kakofonie, sondern vielmehr als hysterischmelodischen Abgesang auf unsere Zeit wahrgenommen. Der Blitz ist eine faszinierend vielstimmige Sprechoper, die sich mit der Sprache und der Sprachlosigkeit angesichts des nach Tschernobyl zweiten atomaren Super-GAUs der modernen Zivilisation beschäftigt.

 

Marcus Lobbes ist nach einem Studium des Operngesangs an der Akademie für Tonkunst in Darmstadt seit 1995 freier Regisseur und Bühnenbildner in Oper und Schauspiel, u.a. am Staatstheater Darmstadt, Staatstheater Kassel, Hamburgische Staatsoper, Theater Freiburg, Nationaltheater Mannheim, Theater Dortmund und am Opernstudio der Deutschen Oper am Rhein. In der Kritikerumfrage der Fachzeitschrift Theaterheute wurde er für seine Freiburger Inszenierung von Felicia

Zellers Kaspar Häuser Meer zum Nachwuchsregisseur des Jahres 2008 gewählt. Diese Inszenierung gewann damals auch den Publikumspreis bei den Mülheimer Theatertagen.

 

Inszenierung: Marcus Lobbes

Bühne und Kostüme: Pia Maria Mackert

Dramaturgie: Oliver Held

 

Mit: Gregor Henze, Maresa Lühle, Juliane Pempelfort, Philipp Sebastian

„Wenn irgendwo ein Trafo durchbrennt, muss man nicht gleich die ganze Atomkraft in Frage stellen.“

(Peter Ramsauer)

 

Weitere Vorstellungen sind am 18. und 25. März 2012 im Kleinen Schauspielhaus

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