Myschkin geht auf die Menschen zu und irritiert sie mit seiner naiv-guten Art so sehr, dass er statt Offenheit und Anerkennung nur Spott und Ablehnung erntet. Die Reisebekanntschaft des Fürsten mit dem Kaufmann Rogoschin steht am Beginn tragischer Beziehungsgeflechte, in denen er sich fortan verfängt. Myschkin verehrt die wunderschöne Nastassja, die Rogoschin liebt, aber nicht haben kann. Die Begegnung mit der jungen Aglaja stürzt Myschkin tiefer in ein Liebeschaos, das seine Welt aus den Fugen stößt. Je mehr er sich für andere einzusetzen versucht, umso mehr entgleitet ihm die Welt. Umso mehr steuert er auf die Katastrophe zu. In seiner Güte, Unschuld und Demut ist Myschkin das Gravitationszentrum, das alles um ihn herum in Aufruhr bringt.
Ich denke, ein wesentlicher Aspekt dieses chaotischen Ringens um einen Weltentwurf ist die Gültigkeit einer Haltung, die dann aber so grundsätzlich widerlegt wird, dass man – gerade dem Chaos entronnen – erneut im Chaos versinkt. Man kommt bei Null an, auf Seite 574. Die Freiheit der Figuren wendet sich gegen sie, gegen den eigenen Vorteil. Ich glaube, das hat Dostojewskij als „menschlich“ bezeichnet: Dieser irrationale, paradoxe Wesenzug, der den Menschen von einer Klaviertaste unterscheidet. Und vielleicht ist ja Myschkin die Verkörperung dieses Prinzips, was eine wunderbare Vorstellung wäre: der vollkommene und schöne Mensch stürzt die Welt, die ihm begegnet, ins Chaos. Und was übrig bleibt, ist ewiges Gelächter.
Martin Laberenz
Regie: Martin Laberenz
Bühne: Volker Hintermeier
Kostüme: Aino Laberenz
Musik: Friederike Bernhardt
Dramaturgie: Katrin Spira
Manolo Bertling, Matthias Breitenbach, Christian Czeremnych, Caroline Junghanns, Manja Kuhl, Peter René Lüdicke, Abak Safaei-Rad, Susanne Schieffer, Christian Schneeweiß, Paul Schröder, Friederike Bernhardt
So., 01.03.2015
20:00 Uhr
Mi., 04.03.2015
20:00 Uhr
Do., 05.03.2015
20:00 Uhr
Zum letzten Mal in dieser Spielzeit
Fr., 06.03.2015
20:00 Uhr