Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
„Der Idiot“ nach dem Roman von Fjodor M. Dostojewskij am Staatstheater Darmstadt „Der Idiot“ nach dem Roman von Fjodor M. Dostojewskij am Staatstheater... „Der Idiot“ nach dem...

„Der Idiot“ nach dem Roman von Fjodor M. Dostojewskij am Staatstheater Darmstadt

PREMIERE am 5. September 2020, 19:30 Uhr, Kleines Haus

Die Geschichte des Fürsten Myschkin, der aus einem Schweizer Sanatorium kommend in die Sankt Petersburger Gesellschaft gerät, gilt als einer der ersten psychologischen Romane der Weltliteratur. In seiner naiven, unkonventionellen Art trifft der Protagonist, „im positiven Sinne ein schöner Mensch“, wie Dostojewski formuliert, auf widersprüchliche, selbstbezogene und spannungsgeladene Mitmenschen, die ihn mitreißen und quälen. Im Zentrum der auf ihn zustürzenden Schicksale und Emotionen versucht er die Orientierung zu behalten.

 

Regisseur Andreas Merz-Raykov, der zuletzt 2018 mit seiner Inszenierung von Goldonis Komödie „Der Diener zweier Herren“ das Darmstädter Publikum begeisterte, bringt den Roman in einer eigenen tragikomischen Theaterfassung auf die Bühne. „Als mir das Theater ‚Der Idiot‘ angeboten hat, war ich begeistert von der Aufgabe, aber zugleich auch respektvoll – denn schließlich haben wir es hier mit gut 900 Seiten Weltliteratur zu tun, die wir in ca. drei Stunden auf die Bühne gießen wollen.“, erzählt er. Dostojewskijs genaue und fast schamlos detaillierte Zeichnung der Figuren aus dem Russland des späten 19. Jahrhunderts erscheinen Merz-Raykov dabei sehr heutig. „Das liegt vielleicht daran, dass sie uns in ihrer Art, ihre eigenen Schwächen und Fehler vor sich selbst zu rechtfertigen sehr ähnlich sind.

Dabei scheinen sie sogar zu erkennen, wenn sie nur aus Wut, Angst oder Egoismus handeln – und trotzdem machen sie genau so weiter, steuern sehenden Auges auf die Katastrophe zu.“ Fürst Myschkin wirft schließlich durch seine bloße Anwesenheit die Frage auf, wie man anders miteinander leben könnte. „Und obwohl alle von ihm fasziniert oder sogar berührt sind, wird er schließlich dennoch als lächerlich abgetan – als Idiot.“, so Merz-Raykov. Das Schauspielensemble rund um Jessica Higgins in der Titelrolle arbeitet die Widersprüchlichkeit der Figuren auf tragikomische Weise heraus.

Die Premiere am 5. September sowie die nächsten Folgevorstellungen sind bereits ausgebucht; weitere Termine im Oktober kommen zeitnah in den Verkauf.

REGIE Andreas Merz-Raykov
BÜHNE UND KOSTÜM Lorena Díaz Stephens, Jan-Hendrik Neidert
DRAMATURGIE Karoline Hoefer
MUSIK / SOUNDDESIGN Timo Willecke

MIT Jessica Higgins, Daniel Scholz, Marielle Layher, Ulrich Hoppe, Karin Klein, Edda Wiersch, Jörg Zirnstein, Hans-Christian Hegewald, Robert Lang-Vogel, Stefan Schuster u.a.

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 12 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

EXPLOSIVE KLANGMISCHUNG -- "Eine florentinische Tragödie" von Alexander Zemlinsky bei NAXOS (BR KLassik)

Nicht sonderlich erfolgreich geriet die Stuttgarter Uraufführung der einaktigen Oper "Eine florentinische Tragödie" von Alexander Zemlinsky im Jahre 1917 unter der Leitung von Max von Schillings. In…

Von: ALEXANDER WALTHER

Die ganze Wahrheit? -- „True Crime“ - Andrey Kaydanovskiy | Hege Haagenrud | Demis Volpi in der Deutschen Oper am Rhein

Drei tänzerische Perspektiven zu Wahrheit und Fiktion: Andrey Kaydanovskiy „Chalk“, Hege Haagenrud „The Bystanders“, Demis Volpi „Non-Fiction Études“  

Von: Dagmar Kurtz

SZENEN OHNE ILLUSIONEN -- "Tosca" von Giacomo Puccini in der Staatsoper Stuttgart

Kann Kunst unsere Wirklichkeit beeinflussen? Diese Frage steht als zentrales Thema im Zentrum der Inszenierung von Willy Decker, dessen Figuren sich in Puccinis "Tosca" in einem schwarzen Kasten…

Von: ALEXANDER WALTHER

RETTET DIE FRAUEN! -- Premiere "Zertretung" von Lydia Haider im Schauspiel Nord STUTTGART

Die 1985 in Oberösterreich geborene Lydia Haider hat hier einen radikalen Text vorgelegt, der zuweilen an Rainald Goetz erinnert. Die zentrale Frage lautet: Wie geht man mit einem System um, das…

Von: ALEXANDER WALTHER

ATEMLOSE HÖHENFLÜGE -- SWR Symphonieorchester mit Busoni und Sibelius im Beethovensaal der Liederhalle/STUTTGART

Zwei unterschiedliche Zeitgenossen standen diesmal im Zentrum: Jean Sibelius und Ferrucio Busoni. Immerhin weiß man, dass beide in Helsinki Schumanns Klavierquintett in Es-Dur gemeinsam musizierten.…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑