Zehs 2009 in München uraufgeführte Satire „Der Kaktus“ nimmt das Publikum mit in ein Polizeirevier, wo man Zeuge eines merkwürdigen Verhörs wird. Der mutmaßliche Al-Kaida-Terrorist, der dort nach allen Regeln der Kunst in die Mangel genommen wird, passt genau in das durch Klischees geprägte Schema der Kriminalbeamten: offensichtlicher Migrationshintergrund, verdächtige Aufenthalte in Wüstengebieten, keine Kreditkartenbelege und von den Nachbarn als eher schweigsam und unauffällig beschrieben. Nach erfolgreichem Zugriff und ordnungsgemäßer Festnahme in einem Blumenladen, gestaltet sich die „Operation Nadelstich“ jedoch zunehmend schwieriger. Denn aus dem Verdächtigen ist selbst unter Androhung von Folter nichts herauszubekommen. Damit sind allerdings weder Kollege Dürrmann von der GSG9 noch der türkischstämmige Streifenpolizisten Cem zu beeindrucken. Denn es gilt, die Demokratie mit allen Mitteln zu verteidigen. Einzig einer jungen Nachwuchspolizistin kommen langsam aber sicher Zweifel an Sinn und Zweck der Verhörmethoden.
Als Juristin mit Schwerpunkt Völkerrecht und einem Aufbaustudiengang „Recht der Integration“ bewegt sich die unter anderem mit dem Ernst-Toller-Preis ausgezeichnete Autorin Juli Zeh mit dem „Kaktus“ auf vertrautem Gebiet. Kommentiert die Satire doch gewissermaßen ihre 2008 beim deutschen Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe eingereichte Beschwerde gegen den biometrischen Reisepass, und ist damit ein Plädoyer für eine Gesellschaft, die „den Menschen nicht grundsätzlich als potenzielle Gefahr für sich und andere betrachtet.“
Inszenierung Astrid Großgasteiger
Ausstattung Manuela Weilguni
Dramaturgie Friederike Bernau
BESETZUNG
Jochen Dürmann
Marco Dott
Cem
Tim Oberließen
Susi
Christiani Wetter
Dr. Schmidt
Gero Nievelstein
Termine
MI 24.04.2013 19:30
DO 25.04.2013 19:30
SO 28.04.2013 19:00
MO 29.04.2013 19:30
DO 02.05.2013 19:30
SO 05.05.2013 19:00
MO 06.05.2013 19:30
DI 07.05.2013 11:00
MI 08.05.2013 19:30
SO 12.05.2013 19:00