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„Der Kissenmann“ von Martin McDonagh

Premiere am 25. Januar 2008 um 19.30 Uhr im Landestheater Detmold

Mit dem Stück bringt das Landestheater Detmold einen der eindrucksvollsten Theatertexte der letzten Jahre auf die Bühne. 1970 in London als Sohn irischer Eltern geboren und im Süden Londons aufgewachsen, verfasste McDonagh zunächst Radiostücke, bevor er sich, durch ein Stipendium des Royal National Theatre als Autor gefördert, dem Theater zuwandte.

Für seine Stücke der Leenane-Trilogy und Aran-Trilogy wurde er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, auch „Der Kissenmann“, 2003 im National Theatre London uraufgeführt, erhielt 2004 den „Laurence Olivier Award“ als bestes neues Stück. 2006 wurde McDonagh für sein Drehbuch zum Film „Six Shooter“ mit dem Oscar ausgezeichnet.

In „Der Kissenmann“ erzählt McDonagh eine Geschichte über die Kraft von Literatur, vielschichtig, voller Haken und falscher Fährten. Das Stück erscheint zunächst wie eine tiefschwarze Krimikomödie mit Anleihen bei Märchen und Farce, bei Kafka und E.T.A. Hoffmann. Doch auf der Tiefenebene geht es um ethische Grundsatzfragen: Welchen Einfluss hat unsere Lebensgeschichte auf die Geschichten, die wir erzählen, welchen Einfluss hat Literatur, Kunst auf unser Leben? Sollte Kunst sich auch ungehemmt des Bösen als Thema annehmen? Gibt es auch das böse Kunstwerk?

Etwa 400 Geschichten umfasst das literarische Werk des Dichters Katurian. Die Erzählungen meist grausigen Inhalts sind so suggestiv, dass ein Gewalttäter sie nachahmte: Mehrere Kinder wurden entführt und ermordet. Nun muss sich Katurian in einem Verhör rechtfertigen. Die Polizeibeamten Ariel und Tupolski beschuldigen ihn, direkt oder indirekt für die Verbrechen verantwortlich zu sein. Unter Tatverdacht steht auch der geistig behinderte Bruder des Dichters, Michal, der offenbar bereits geständig ist. Ist dessen Aussagen zu trauen? Trifft den Autor tatsächlich eine Mitschuld? Haftet er als Dichter für die Folgen seiner Werke? Und welche Ziele verfolgen die Polizisten? Sind ihre Methoden und Absichten legitim?

McDonagh betrachtet die mögliche Wechselwirkung von Leben auf Kunst und von Kunst auf Leben und stellt dabei die Frage nach der kreativen Verantwortung, doch es wird nicht moralisiert, vielmehr konterkariert der Autor im Stück die Ebene des philosophischen Erkundens, die Momente dunkler Drohung und expliziter Gewalt durch Gags und groteske Überzeichnung. Auf den Schrecken folgt Heiterkeit und umgekehrt, ganz wie im wirklichen Leben.

Am Landestheater inszeniert Tatjana Rese McDonaghs auch an deutschen Bühnen erfolgreiches Stück. Es spielen u.a. Markus Hottgenroth (Katurian), Henry Klinder (Tupolski), Jürgen Roth (Ariel) und Jan Felski (Michal). Premiere ist am Freitag, dem 25. Januar, um 19.30 Uhr im Landestheater. Die nächstfolgenden Vorstellungen sind am 30. Januar (mit anschließendem Publikumsgespräch) und am 6. Februar. Karten sind erhältlich unter Tel. 05231/974803.

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