Und in der Tat hat der König ein Problem, denn er fühlt sein Glück nur, wenn er es mit anderen teilt. So kommt er auf die perfide Idee, den armen Fischer Gyges zu überreden, eine Liebesnacht mit seiner Frau Nyssia zu verbringen. Dabei kommt ihm ein geheimnisvoller Ring zu Hilfe, der seinen Träger unsichtbar macht. Gyges kann nicht widerstehen, Nyssia erbebt in ungeahnter Ekstase, und Kandaules wird zum ersten Mal eifersüchtig ...
Die Handlung geht zurück auf die schon bei Herodot erzählte Parabel über den lydischen König Kandaules. In der Dramatisierung von Gide und der expressiven Vertonung Zemlinskys wird die Geschichte zu einem psychologisch tiefsinnigen Krimi um Liebe, Besitz und Begehren, in dem selbst gelegentliche Ausflüge auf moralphilosophisches Terrain ein Zugewinn sind: »Das Glück verwelkt, wird es entschleiert.«
Zemlinsky hat in dieses Spätwerk die ganze Erfahrung seines reichen Schaffens hineingelegt und noch einmal sein immens vielgestaltiges Ausdrucksvermögen unter Beweis gestellt. Er konnte 1935–38 die Oper zwar in der musikalischen Substanz vollenden, musste die Instrumentation aber abbrechen, als er vor den Nazis in die USA fliehen musste. Das von Antony Beaumont vervollständigte Werk wurde 1996 in Hamburg mit großem Erfolg uraufgeführt.
Oper in drei Akten // Text von Alexander Zemlinsky nach dem Drama Le Roi Candaule von André Gide // Partitur rekonstruiert und Instrumentation vervollständigt von Antony Beaumont // Gefördert durch den Alexander-Zemlinsky-Fonds bei der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien
Musikalische Leitung Peter Kuhn Inszenierung Birgit Kronshage Bühne und Kostüme Marina Hellmann Dramaturgie Uwe Sommer
Mit Jacek Janiszewski, Torben Jürgens, Lutz Laible, Eric Laporte, Alexander Marco-Buhrmester, Luca Martin, Dirk Mestmacher, Ilknur Özcan, Sabine Paßow, Sebastian Pilgrim, Meik Schwalm; Bielefelder Philharmoniker
Weitere Vorstellung im Juni: 27.06.