Der Glanz der Grossstädte, in welchen Bruscon früher aufgetreten war, ist hier nicht einmal zu erahnen. Doch damit nicht genug. Der muffige Saal im Gasthaus «Schwarzer Hirsch», in dem das Werk aufgeführt werden soll, befindet sich in erbärmlichem Zustand und dann soll ausgerechnet heute auch noch der Blutwursttag stattfinden! Der Kontrast zwischen dem hohen Kunstanspruch Bruscons und der scheinbaren Kulturlosigkeit in der Provinz könnte grösser nicht sein. Was schief gehen kann, geht schief und zum Ende hilft nicht einmal mehr Bruscons geliebte Frittatensuppe über das Chaos hinweg.
Thomas Bernhard (1931 – 1989) gehört zu den erfolgreichsten und produktivsten Dramatikern der deutschsprachigen Nachkriegsliteratur. In seiner 1985 uraufgeführten Künstlerkomödie parodiert der Österreicher in gewohnt sprachgewaltiger Weise, mit bösem Witz und beissender Ironie die Kunstbesessenheit des Geistesmenschen Bruscon. In den ausufernden Schimpftiraden des Theatermachers finden sich auch zahlreiche Elemente der Selbstironisierung des Autors wieder. Gnadenlos zeichnet Bernhard die Figur des Bruscon auf der dünnen Linie zwischen tyrannischem Berserkertum und Lächerlichkeit. Für das Publikum bietet «Der Theatermacher» einen urkomisch-ehrlichen und zeitlosen Blick in den Kunstbetrieb und die Seele eines leidenschaftlichen Theatermenschen. Bernhard hält Zuschauern und Künstlern gleichermassen den Spiegel vor, in welchem man sich mit Schrecken oder einem Schmun-zeln wiedererkennen mag.
Regisseurin Deborah Epstein hat diese Spielzeit das TOBS-Publikum bereits mit dem Drama «Du bist meine Mutter» begeistert. Zusammen mit dem Bühnen- und Kostümbildner Florian Barth, mit dem sie auch «Rot» und «Mit wem soll ich jetzt schweigen?» realisiert hatte, bringt sie nun «Der Theatermacher» auf die Bühne der Rythalle Solothurn und des Bieler Stadtthea-ters. Die Figur des Bruscon bietet eine herausfordernde Paraderolle für Ensemblemitglied Günter Baumann, welcher ebenso wie Thomas Bernhard aus Österreich stammt. «Als Theatermacher sieht man sich immer wieder von Bernhard durchschaut», so beschreibt Baumann den Reiz des Stücks für ihn als Schauspieler.
Ein urkomischer und bitterböser Blick auf die Bühnenkunst. Die Künstlerkomödie gehört zu den beliebtesten und meistgespielten Stücken des österreichischen Schriftstellers. Theater Orchester Biel Solothurn präsentiert das Werk in einer Inszenierung von Deborah Epstein und mit Günter Baumann in der Paraderolle des Theatermachers Bruscon.
Inszenierung Deborah Epstein
Bühne, Kostüme, Video und Musik Florian Barth
Dramaturgie Adrian Flückiger
Bruscon, Theatermacher Günter Baumann
Frau Bruscon, Theatermacherin Barbara Grimm
Ferruccio, deren Sohn Tim Mackenbrock
Sarah, deren Tochter Natalina Muggli
Der Wirt Hanspeter Bader
Die Wirtin Milena Zaharieva Esposito*
Erna, deren Tochter Adriana Alvarez** / Narayana Sieber**
* Statisterie Theater Orchester Biel Solothurn
** Junges Theater Solothurn
Dauer: ca. 150 Minuten (inkl. Pause)
Werkeinführung jeweils 30 Minuten vor Vorstellungsbeginn
Vorstellungsdaten
Solothurn, Rythalle
Do 27.11.14 19:30 Premiere
Di 02.12.14 19:30
Mi 10.12.14 19:30
Fr 19.12.14 19:30
Sa 27.12.14 19:30
Biel, Stadttheater
Fr 09.01.15 19.30 Premiere
Mi 14.01.15 19:30
Di 20.01.15 19:30
Sa 07.02.15 19:00
Do 26.02.15 19:30
Auswärtige Vorstellungen
Do 04.12.14 20:00 Casino-Theater Burgdorf