Graf und Baron entflammen für das unechte Gretchen, während Baculus um die Gunst der Gräfin buhlt, die ihre Diener mit ihrer Vorliebe für die alten Griechen traktiert. Bis die richtigen Paare zueinander finden, nimmt sich die »Stimme der Natur« ihr Recht, alle verstricken sich in ein Netz aus Sehnsüchten und es gibt reichlich Verwirrung. Am Ende stellt sich heraus, dass Baculus gar kein »Wildschütz« ist, sondern in der Dämmerung statt eines Rehbocks seinen eigenen Esel erlegt hat.
Lortzings Spieloper »Der Wildschütz oder Die Stimme der Natur«, 1842 in Leipzig erfolgreich uraufgeführt, ist durch ihren gewitzten Umgang mit der »Conditio humana« zeitlos und mehr als eine harmlose Verwechslungskomödie. Meisterhaft versteht es Lortzing, zündende Musik mit pointierten Dialogen und satirischen Seitenhieben auf Standesdünkel zu verbinden.
Seine zahlreichen Engagements führten den Opernregisseur Aron Stiehl 2010 erstmals auch nach Magdeburg. Hier setzte er den Doppelabend »Nacht der Ängste/Gianni Schicchi« sowie 2011 Johann Strauss‘ »Fledermaus« in Szene. In der Zwischenzeit inszenierte er für Bayreuth und die Oper Leipzig Wagners frühe Oper »Das Liebesverbot«, die in seiner Regie 2013 erstmals bei den Festspielen zur Aufführung kam. Weitere Stationen waren zuletzt die Oper Leipzig (»Madame Butterfly«), das Stadttheater Klagenfurt (»Im weißen Rössl«, »End of the Rainbow«), das Theater St. Gallen (»Ariadne auf Naxos«) sowie das Staatstheater Karlsruhe (»Tannhäuser«).
In ihrer Inszenierung kitzeln Aron Stiehl und sein Bühnenbilder Simon Holdsworth die erotischen Energien aus dem Lustspiel heraus. Das Bühnenbild des jungen Briten, mit dem Stiehl bereits mehrfach zusammenarbeitete, transportiert optisch von der Rückeroberung der Natur und erzählt zugleich von der Einengung natürlichen Empfindens durch konstruierte gesellschaftliche Wertevorstellungen, denen die Figuren, mehr oder weniger bewusst, zu entkommen trachten. Für die Kostüme zeichnet Dietlind Konold verantwortlich. Die Schülerin von Wilfried Minks arbeitet mit Regisseuren wie Jürgen Flimm, Dieter Giesing und Andrea Breth zusammen und stattet regelmäßig Produktionen an namhaften Bühnen in Deutschland und Europa aus.
Die Rolle des Baron Kronthal singt als Gastsolist Ralf Simon.
Der Wildschütz
...oder Die Stimme der Natur
Komische Oper von Albert Lortzing
Musikalische Leitung Michael Balke
Regie Aron Stiehl
Bühne Simon Lima Holdsworth
Kostüme Dietlind Konold
Dramaturgie Ulrike Schröder
Chor Martin Wagner
Graf von Eberbach Roland Fenes
Die Gräfin Ks. Undine Dreißig
Baron Kronthal Ralf Simon
Baronin Freimann Julie Martin du Theil
Nanette Sylvia Rena Ziegler
Baculus Johannes Stermann
Gretchen Milena Arsovska
Pankratius Peter Wittig
Opernchor des Theaters Magdeburg
Es spielt die Magdeburgische Philharmonie
weitere Vorstellungen: 16. 5., 29. 5., 5. 6. 2015