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Deutsche Erstaufführung: "Das war ich nicht" nach dem Roman von Kristof Magnusson, Hessisches Staatstheater Wiesbaden

Premiere: 6. November 2011, 20.00 Uhr, Wartburg. -----

Fast hatten wir es schon vergessen, das liebe Wort „Bankenkrise“. Durch die Hintertür hat es sich jetzt wieder hereingeschlichen und trägt den Beinamen „UBS“. Wieder einmal schaffte es ein Banker, durch ungebremste und unkontrollierte Spekulationen sein Haus an den Rand des Ruins und die Finanzwelt ins Wanken zu bringen.

Nein, wir sind noch nicht aus dem Gröbsten raus. Deshalb ist es gut, Kristof Magnussons Fiktion zum Ausbruch der Weltwirtschaftskrise zu spielen. Nach seiner überaus erfolgreichen Komödie Männerhort hat sich der Autor jetzt vom Keller in die schwindelnden Höhen der Chicagoer Börse begeben, wo der junge deutsche Banker Jasper mit riskanten Spekulationen erst gigantische Gewinne, dann gigantische Verluste einfährt. Unter seinen Opfern befindet sich der berühmte Autor und Pulitzer-Preisträger Henry LaMarck, auf dessen Jahrhundertroman die Welt und insbesondere seine Übersetzerin Meike schon gespannt warten. Meike vor allem deshalb, weil auch sie sonst am Rand der Pleite stünde.

Kristof Magnusson lässt in einer geschickt konstruierten Verschachtelung seine drei Figuren erzählen, wie alles gewesen ist: Wie Jasper glaubte gekündigt zu werden, wie es dann seinen Nebenmann traf, in dessen Account er sich heimlich einloggte, wie er unter falschem Namen zu spekulieren begann und ihm die Sache langsam entglitt; wie Henry LaMarck von einer eigens für ihn arrangierten Party verschwand und sich im Hotel versteckte, damit niemand etwas von seiner Schreibblockade merkte, wie er dann das Foto dieses jungen Bankers im Wallstreet Journal fand und mit ihm endlich ein Thema für seinen Roman, wie er Jasper verfolgte und Meike begegnete; wie Meike Henry LaMarck suchte und Jasper fand. Und wie am Ende alle drei nicht ganz freiwillig unter einem Dach landeten.

„Die perspektivisch wechselnden, jeweils in der Ich-Form gehaltenen Szenen sind so humorvoll und beschwingt zusammengefügt, als wäre ihre Matrix eine famose Boulevardkomödie, in der sich die Türen in tollem Tempo zu einem Fest von Geben und Nehmen öffnen und schließen: Sie klappern nicht, sie lassen bitten.“ schrieb Irene Bazinger im Januar 2010 in der Süddeutschen Zeitung. Und tatsächlich liegt es nah, Magnussons brillant recherchierten Gegenwartsstoff für die Bühne zu adaptieren - als rasante Erzählung für drei Schauspieler, die mit den Versatzstücken dieser Geschichte so leicht und lässig jonglieren können wie die Trader mit ihren Aktien. So lange nichts schiefgeht, jedenfalls. Kristof Magnusson erinnert mit Weitsicht und diskretem Spott daran, wie nahe am Abgrund wir Global Player uns stets befinden.

Der Regisseur Henner Kallmeyer ist erstmals am Hessischen Staatstheater Wiesbaden zu Gast. Er wurde 1974 in Lübeck geboren. Zunächst war er Regieassistent am schauspielhannover, wo er 2002 mit Gleißendes Glück von A.L. Kennedy als Regisseur debütierte. Seither arbeitete er u.a. in Bochum, Düsseldorf, Essen und Bielefeld. Kristof Magnussons Komödie Männerhort inszenierte er am Deutschen Theater in Göttingen.

Fassung von Ronny Jakubaschk

Inszenierung Henner Kallmeyer

Bühne und Kostüme Lisa Rohde

Dramaturgie Barbara Wendland

Mit: Viola Pobitschka (Meike), Rainer Kühn (Henry), Martin Müller (Jasper)

Weitere Vorstellungen

Mi 9.11., Do 24.11. und Sa 26.11., jeweils um 20.00 Uhr, Wartburg

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