Der junge Melchior hat sich entschieden. Er will sich das Leben nehmen. Nach dem Tod von Wendla und dem Suizid seines Freundes Moritz ist er verzweifelt und fühlt sich schuldig, ohne Hoffnung auf eine lebenswerte Zukunft. Auf dem Friedhof erscheint ihm die Gestalt von Moritz, den Kopf unter den Arm geklemmt. Er möchte Melchior von der Erbärmlichkeit des irdischen Daseins überzeugen. Einem vermummten Herrn, vielleicht ist er die Inkarnation des unzerstörbaren Lebens, gelingt es, Melchior von seinem Plan abzuhalten, er konfrontiert ihn jedoch gleichzeitig mit der Ungewissheit des Lebens. Frank
Wedekind zeichnet traurige, düstere, einsame und haltlose Jugendliche. Sie wollen das Leben kennenlernen, scheitern mit ihren Versuchen allerdings auf tragische Art und Weise. Gefangen zwischen schulischem Leistungsdruck und den veralteten Lebensvorstellungen der autoritären Erwachsenen, fühlen sich die Jugendlichen auf ihrem Weg zum Erwachsenwerden alleingelassen und verloren. Die Erwachsenen in »Frühlings Erwachen« entziehen sich ihrer Verantwortung für die sexuelle Aufklärung ihrer Kinder und leisten keinen Beistand bei ihrer Entwicklung. Die Jugendlichen bleiben als verlorene Seelen zurück.
In der Zeit Frank Wedekinds resultierte die subversive Sprengkraft von Sexualität sicherlich aus ihrer Unterdrückung. Heute wachsen Jugendliche in einer scheinbar aufgeklärten, übersexualisierten Gesellschaft auf. Die Fragen bleiben dennoch die gleichen: Was ist Liebe? Was ist Leben? Was passiert mit meiner Seele und mit meinem Körper? Wie gehe ich mit meiner Sexualität um? Gibt es eine Zukunft für mich? Frank Wedekind stellte »Frühlings Erwachen« 1891 fertig. »Fast jede Szene entspricht einem wirklichen Vorgang«, so Wedekind.
Und heute? Welche Muster wiederholen sich, welche sind längst überwunden? Daniel Wahl erzählt »Frühlings Erwachen« mit 16 jungen Menschen zwischen 14 und 19 Jahren und 16 älteren Menschen ab 65 Jahren. Die Generationen treten in einen Dialog über ihre persönlichen Lebens- und Liebeserfahrungen, ihre Wünsche, Ängste und Erwartungen an die jeweils andere Generation. Nach »Herr der Fliegen« und »Ein Sommernachtstraum« ist »Frühlings Erwachen« bereits die dritte Produktion in Zusammenarbeit mit Werte erleben e.V.
Daniel Wahl, geboren 1966 in Zürich, studierte dort an der Schauspielakademie. Er arbeitete als Regisseur u.a. in Luzern und Basel. Als Schauspieler spielte er am Théâtre de Complicité in London, am Theater Basel und am Staatstheater Stuttgart. Seit der Spielzeit 2005/2006 gehört er zum Ensemble des Schauspielhauses. Seine erste Inszenierung am Jungen Schauspielhaus, »Sagt Lila«, wurde zum Kinder- und Jugendtheatertreffen 2007 nach Berlin eingeladen. In der Spielzeit 2007/2008 inszenierte er »Herr der Fliegen« mit 40 Jugendlichen auf der Schauspielhausbühne und am Jungen Schauspielhaus »Träumer« nach dem Roman von Gilbert Adair. In der Spielzeit 2008/2009 inszenierte er im Großen Haus »Wer einmal aus dem Blechnapf frisst« nach dem Roman von Hans Fallada und in der vergangenen Saison die deutschsprachige Erstaufführung von Simon Stephens’ »Punk Rock«.
Regie Daniel Wahl
Bühne und Kostüme Viva Schudt
Musik Raimund Groß
Licht Kevin Sock
Dramaturgie Steffen Sünkel
Theaterpädagogik Constance Cauers
Es spielen junge und alte Menschen aus Hamburg Kenny Elhor, Mico Kaletta, Peter Reimers, Hans-Günter Reimers, Hans Krumnow, Alexander von Larisch, Dieter Wulf, Otto Eberle, Bernhold Masseida, Theresa Schulte, Jannis Augustin, Lena Graf, Laeticia Nollmann, Viet-Thanh, Paulina Sheela Ehmadi, Florens Schwartz, Denise Kilian, Wanda Wulze, Sophia König, Sascha Gedack, Jacqueline Sassmannshausen, Gisela Almann, Mechthild Modersohn, Trauti Köhn, Maren von Westernhagen, Hertha Metzel, Ulla Koeppen, Walther Schmidt-Rhen, Korbinian Schlosser, Koray Ünsal
Weitere Termine:191
03.09.2010, 20:00 Uhr Ticket online kaufen
18.09.2010, 20:00 Uhr Ticket online kaufen
06.10.2010, 20:00 Uhr Ticket online kaufen
12.10.2010, 20:00 Uhr Ticket online kaufen
27.10.2010, 20:00 Uhr Ticket online kaufen
Ein Gemeinschaftsprojekt zwischen dem Deutschen Schauspielhaus in Hamburg und
Werte erleben e.V.
Eintrittspreis: 9 € – 34 €
Karten: Telefon 0 40.24 87 13 (Mo.-Sa., 10-19 Uhr) oder online unter www.schauspielhaus.de