in Wohnwagen, die so klein sind, dass man fast nicht aneinander vorbeikommen kann, oder in Hotelzimmern mit Ungeziefer oder in Luxushotels mit Kühlschrank und Fernseher. Der Vater des kleinen Mädchens ist Clown. Er ist gar nicht ihr Vater. Er hat eine andere Muttersprache. Er prügelt sich oft. In dem Land, aus dem er kommt, ist das üblich. Die Mutter des kleinen Mädchens hängt hoch oben in der Kuppel an den Haaren und jongliert mit Bällen, Ringen und Feuerfackeln. Sie alle träumen davon, eines Tages ein großes Haus voller Luxus zu besitzen. Mit Schwimmbad im Wohnzimmer und Sophia Loren, die bei ihnen ein- und ausgeht.
Das kleine Mädchen soll mindestens genauso berühmt werden wie Sophia Loren! »Warum das Kind in der Polenta kocht« von Aglaja Veteranyi beschreibt eine unbehauste und harte Kindheit und ist gleichzeitig voller poetischer und eigenwilliger Bilder der Befreiung davon. Es ist die Geschichte eines kleinen Mädchens, dessen rumänische Artistenfamilie den Verheißungen des Westens folgt – beseelt von der Sehnsucht nach einem besseren Leben. Doch das Mädchen muss später feststellen: »Meine Familie ist im Ausland wie Glas zerbrochen.«
Veteranyi hat mit diesem Roman ein autobiographisches Märchen und eine märchenhafte Autobiographie verfasst. Sie emigrierte als kleines Kind mit ihrer Artistenfamilie aus Rumänien in die Schweiz. Bis zu ihrem siebzehnten Lebensjahr war sie Analphabetin und eignete sich als Autodidaktin die deutsche Sprache an. Im Alter von 42 Jahren nahm sie sich aufgrund einer schweren psychischen Krise im Zürichsee das Leben. In der Inszenierung von Nadine Schwitter, die das Solo auch spielt, begeben wir uns an einen realen Ort: Die Geschichte spielt in einem Bus an wechselnden Orten an der Peripherie Hamburgs. Die herbe Wirklichkeit dieser Geschichte wird damit als Ausgangspunkt genommen, um der Kraft und Poesie der kindlichen Perspektive Veteranyis Raum zu geben.
Regie Nadine Schwitter, Ausstattung Katrin Plötzky, Illustration Stephanie Wunderlich, Musik Philipp Stangl, Dramaturgie Stanislava Jević, Es spielt Nadine Schwitter.
In Kooperation mit dem Hamburger Verkehrsverbund GmbH und der Pinneberger Verkehrsgesellschaft. Eine Koproduktion mit dem Stadttheater Bern.
Weitere Vorstellungen: 7., 9., 15., 20., 29. November
Eintrittspreis: 7-12 € (Premiere 7-12 €)
Karten: Telefon 0 40.24 87 13 (Mo.-Sa., 10-19 Uhr) oder online unter www.schauspielhaus.de