Die Gegenwart. Ein Paar, er und sie, Ende zwanzig. Beide leben in einer großen Stadt, sind gut ausgebildet, haben interessante Jobs. Kaffee kaufen sie nur fairtrade, und grundsätzlich nichts in großen Ladenketten, sie schauen Arthouse-Filme im Original mit Untertiteln und lesen Bücher über aktuelle politische Themen. »Wir sind doch gute Menschen« – versichern sich beide immer wieder.
Auch das ist die Gegenwart. Mehr als 7 Milliarden Menschen bevölkern die Erde, jede Sekunde 2,6 mehr – bald 10 Milliarden. Nahrungs- und Trinkwasserbedarf, Energie- und Rohstoffverbrauch steigen, der Platz wird knapp. Globale Erwärmung, Naturkatastrophen und ein immer unberechenbareres Klima sind noch die harmloseren Folgen. Krisen und sogar Bürgerkriege um Wasser, Nahrung, Ressourcen sind gar keine allzu fernen Szenarien. Kann man in diese Welt einen Menschen setzen?
Der Kinderwunsch des Paares ist da, und die Konflikte folgen: »Ich könnte sieben Jahre lang jeden Tag nach New York und zurück fliegen, und mein CO2-Fußabdruck wäre immer noch nicht so groß, wie wenn ich ein Kind kriege. Zehntausend Tonnen CO 2 .« Die Uhr tickt, während beide diskutieren – und die Frage steht im Raum, was schnelleren Schaden nimmt, ihre Beziehung oder die Umwelt.
Katie Mitchell inszenierte 2011 mit »Ten Billion« einen beklemmenden Vortrag zwischen Theater und Naturwissenschaft des Zukunftsforschers Steven Emmott. Mit Duncan Macmillans neuem Stück untersucht sie private und globale Konflikte am Beginn des neuen Jahrtausends.
Kann man in diese Welt ein Kind setzen? Mehr als sieben Milliarden Menschen bevölkern die Erde, jede Sekunde 2,6 mehr. Rohstoff- und Wasserverbrauch steigen, der Platz wird knapp, Naturkata-strophen und Bürgerkriege um Nahrung, Platz, Ressourcen drohen. In Duncan Macmillans Theaterstück »Atmen« streitet ein Paar, beide westliche Großstädter, um den eigenen Kinderwunsch - und im Raum steht die Frage, was schneller Schaden nehmen wird, die Beziehung oder die Umwelt.
»Electric Pedals« nennt sich die Erfindung von Colin Tonks, mit der gleichmäßiger Strom mobil und unabhängig vom Stromnetz durch das Treten von Standfahrrädern, die mit einem Generator verbunden sind, erzeugt wird. Tonks, der auf diese Weise unter anderem ganze Kinovorführungen in Afrika bestreitet, baut nun auch die Fahrräder, auf denen sich Katie Mitchells Darsteller Lucy Wirth und Christoph Gawenda während der Aufführung buchstäblich bis zur Erschöpfung abarbeiten: an ihrer Beziehung, ihrem Kinderwunsch und der Frage nach einem verantwortungsvollen Umgang mit dem Planeten. Ob die selbsterzeugte Stromversorgung für Scheinwerfer, Tonpult und alle anderen Geräte der Inszenierung den selben Schwankungen und Brüchen ausgesetzt ist, wie das das Leben der beiden Figuren, bleibt abzuwarten.
Deutsch von Corinna Brocher
Regie Katie Mitchell
Bühne und Kostüme Chloe Lamford
Sounddesign Ben und Max Ringham
Dramaturgie Nils Haarmann
Licht Jack Knowles
Mit Christoph Gawenda, Lucy Wirth
02.12.2013, 20.00 Uhr
09.12.2013, 20.30 Uhr
19.12.2013, 20.30 Uhr
20.12.2013, 20.30 Uhr