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Deutschsprachige Erstaufführung: „Gas – Plädoyer einer verurteilten Mutter” von Tom Lanoye im Theater Bremen

Premiere 5. Mai 2017, 20 Uhr im Kleinen Haus. -----

Die Mutter muss den Verlust des Sohnes verkraften, der genaugenommen ein doppelter ist – denn bevor er starb, hatte sie ihn an eine ihr fremde Ideologie verloren. Sie fragt sich, wie es soweit hatte kommen können, welchen Anteil sie als Mutter an der Entwicklung trägt.

 

Ihr Erzählen dient der Selbstvergewisserung, der Selbstinfragestellung, der Trauerarbeit, der Spurensuche. Zu keinem Zeitpunkt aber versucht sie, das Verbrechen zu entschuldigen. Der Monolog zeigt die ganze Ambivalenz auf, der diese Frau zwischen bedingungsloser Mutterliebe und verständnisloser Abscheu ausgesetzt ist.

 

Der Belgier Tom Lanoye schrieb den Monolog „Gas – Plädoyer einer verurteilten Mutter“ als Auftragsarbeit für das Theater Malpertuis, wo das Stück im April 2015 zur Uraufführung kam. Für die Deutschsprachige Erstaufführung hat sich der Autor ausdrücklich Alize Zandwijk als Regisseurin und das Theater Bremen als Aufführungsort gewünscht. Zandwijk inszeniert das Stück nun mit Fania Sorel in der Rolle der Mutter. Sorel, die 2007 den Colombina-Preis der Niederländischen Vereinigung der Theater- und Opernregisseure erhielt und 2010 für den niederländischen Theaterpreis Theo d’Or als beste weibliche Hauptdarstellerin für ihre Rolle als Nawal Marwan in „Branden“ in der Regie von Alize Zandwijk nominiert war, gehört seit dieser Spielzeit fest zum Schauspielensemble des Theater Bremen. Mit Alize Zandwijk verbindet sie eine über Jahre gewachsene intensive Arbeitsbeziehung. Das gilt auch für die Hübner-Preisträgerin Nadine Geyersbach, die sich mit „Gas“ erstmals als Bühnen- und Kostümbildnerin vorstellt. Bereits in „Der gute Mensch von Sezuan“ hatte Zandwijk mit dem von Nadine Geyersbach entwickelten Schattenspiel zum „Lied vom achten Elefanten“ die Schauspielerin auch als bildende Künstlerin in die Produktion mit einbezogen. Für „Gas“ entwirft Geyersbach nun eine realistische Bühne, die aus zwei Räumen besteht, einer Küche als mütterlicher Sphäre und einem Jugendzimmer, in dem der Sohn lebte, der im Kugelhagel der Polizei nach dem Anschlag ums Leben kam. Auf den Schrank des Zimmers wird ein ebenfalls von Nadine Geyersbach erarbeiteter Film projiziert, in dem mosaikhaft-fragmentarisch ein Bild des Sohnes entsteht.

 

Alize Zandwijk war von 2006 – 2015 Künstlerische Direktorin des Ro Theater in Rotterdam. Seit 2003 inszeniert sie regelmäßig in Deutschland, unter anderem am Thalia Theater und am Deutschen Theater Berlin. Am Theater Bremen gab sie in der Spielzeit 2012/13 ihr Debüt mit Dea Lohers „Das Leben auf der Praça Roosevelt“, es folgten Anton Tschechows „Der Kirschgarten“, Arne Sierens „Mädchen und Jungen“ und „Eine Familie“ von Tracey Letts. Seit dieser Spielzeit ist sie Leitende Regisseurin im Schauspiel und inszenierte Bertolt Brechts „Der gute Mensch von Sezuan“ und den spartenübergreifenden Tanzabend „Golden Heart“.

 

Regie: Alize Zandwijk

Bühne und Kostüme: Nadine Geyersbach

Dramaturgie: Simone Sterr

 

Mit: Fania Sorel

 

 

 

 

 

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