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Deutschsprachige Erstaufführung: "Manderlay" von Lars von Trier, Schauspiel Stuttgart

Premiere: Samstag 21. Juni 2008, 19.30 Uhr, Schauspielhaus

"Manderlay", der zweite Teil der Amerika-Trilogie des dänischen Filmregisseurs, ist auch die zweite Station der Weltverbesserungsodyssee von Grace, die das Stuttgarter Theaterpublikum bereits in Volker Löschs Bühnenversion von "Dogville" kennen lernen konnte.

Manderlay ist eine bislang unentdeckt gebliebene Bastion der Sklaverei: Arbeit fürs nackte Überleben, für das Dach über dem Kopf und für das Nötigste zu essen. Eine ganze Gruppe von sogenannten Billiglohnkräften (Männer, Frauen und Kinder jeglichen Alters) haust dort und hat sich mit ihrem Schicksal arrangiert.

Grund genug für die schöne, anmutige Grace, nicht nur ein Selbsterfahrungsexperiment wie in Dogville zu wagen, sondern konkrete Aufklärungsarbeit zu leisten. Gewappnet mit der Dogviller Erfahrung ist sie fest entschlossen, die Leitung ihres Versuchs nicht mehr aus der Hand zu geben. Sie verordnet den "Arbeitssklaven" Freiheit und Demokratie und stellt sich als Lehrmeisterin in Sachen Unabhängigkeit und Gerechtigkeit zur Verfügung. Mühevoll ist ihr Ringen um Akzeptanz bei den "Ehemaligen", fast aussichtslos ihr Kampf, nicht nur misstrauisch geduldet, sondern auch ehrlich geliebt zu werden. Aber mit unerschütterlicher Energie zwingt Grace Manderlays Bewohner, den Schritt in das neue Leben zu wagen, die sich auftuenden, unbegrenzten Möglichkeiten der neuen Welt zu ergreifen und ihr Dasein als mündige Bürger selbst in die Hand zu nehmen. Am Ende scheint sie selbst die verstocktesten, Herzen errungen zu haben; scheint Manderlay fähig, als freie, selbstbewusste Gemeinschaft von den Ergebnissen der eigenen Arbeit existieren zu können. Aber dann belehren die Ereignisse Grace eines Besseren.

Fragte Lars von Trier in "Dogville" danach, wie viel Demut ein Mensch überhaupt aushalten kann (und will), so provoziert er diesmal eine unbequeme Antwort auf die Frage: Wie viel Freiheit verträgt er?

In Volker Löschs Inszenierung werden diesmal neben den SchauspielerInnen des Ensembles Menschen mit unterschiedlichem Migrationshintergrund auf der Bühne stehen.

Regie: Volker Lösch, Bühne und Kostüme: Carola Reuther, Dramaturgie: Beate Seidel

Mit: Zvonimir Anković (Jack), Dorothea Arnold (Grace), Thomas Eisen (Stanley Mays), Jonas Fürstenau (Dr. Hector), Sebastian Kowski (Wilhelm), Sebastian Nakajew (Timothy), Katharina Ortmayr (Rose), Heidemarie Rohweder (Mam), Mandy Rudski (Flora), Dino Scandariato (Joseph), Thomas C. Zell (Graces Vater) u.a.

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