In Deutschland sind diese stand-ups nur durch die sogenannten „comedians“ bekannt geworden, dadurch ist ein einseitiges Bild entstanden. Bei Bogosian finden wir Szenen, die immer komisch sind, aber sich nicht über unsere Miseren hinwegblödeln. Mit gnadenlosem Blick sucht der Autor an den Rändern der Gesellschaft, bei den aggressiven Pennern in der U-Bahn und bei den millionenschweren Neureichen an ihrem Luxusgrill. Er sucht nach ihren Ängsten und Neurosen, und er findet unvermutete Ähnlichkeiten.
Thomas Gerber, langjähriger Protagonist im Schauspielensemble, wird das Badische Staatstheater Ende dieser Spielzeit verlassen. Zu seinem Abschied wird er diese stand-ups in Karlsruhe spielen, und er zeigt sie auch als Einstand an seiner neuen Wirkungsstätte Essen. Wir zeigen sie in der deutschen Erstaufführung, es war nicht leicht hierfür die Rechte zu erlangen. Eine befreundete Bühnenverlegerin war in New York und hat Bogosian darum gebeten.
Elf Szenen von verstörender Radikalität: Ein Mann der, über das Erinnern an seinen Vater sich in die 60er Jahre zurücksehnt, als alle Arbeit hatten, die Frauen zuhause blieben und alle heterosexuell waren. Ein Psychocoach, der mit dem Bild des halbvollen oder halbleeren Wasserglases endgültig Schluss macht. Ein Drogendealer der harten Sorte, der seinen besten Freund erschießen will, weil er ein angepasster Spießer geworden ist. Ein Mann, der in einer Selbsthilfegruppe von seiner Scham spricht. Obwohl alle diese Männer sich wahrscheinlich nie begegnen, schafft der Autor ein Netz von Bezüglichkeiten, er sucht nach Ähnlichkeiten und findet sie in der Unsicherheit.
Mit dem Kopf schlage ich Nägel in den Boden
(Pounding nails in the floor with my forehead)
Regie: Donald Berkenhoff
Mit: Thomas Gerber
Eine Koproduktion mit dem Schauspiel Essen und Arts in Dialog
Weitere Vorstellung: 23.7.10 im Club Stadtmitte