Er sagt diesen Satz aber nicht, sondern singt ihn. Das wiederum steigert den Unterhaltungswert seines Vorwurfs ganz enorm, erhöht sozusagen den Spaßfaktor. Und schon ist Herr Peachum Teil des Programms und macht mit, wider Willen und besseres Wissens, dafür aber ganz einträglich. Denn jeder hier lebt (und singt) ja schließlich aus diesem Zynismus: Ich würde ja anders, „doch die Verhältnisse, sie sind nicht so“.
Die zweite Hauptperson des Stückes, bekannt als „Mackie Messer“ hat den Spaß von Anfang an. Er lebt als Gauner, liebt die Huren, heiratet höhere Töchter und stirbt schließlich am Galgen sogar selbst: nur zum Spaß… das Leben ein Musical mit rettendem, reitenden Boten am Schluss. Weil „Mackie“ den status quo skrupellos genießt und so sich selbst wie der Gesellschaft jede Chance zur Verbesserung raubt, ist er ein Räuber. Und da ahnt man es schon: er ist einfach nur wie du und ich, ein Jedermann, Bürger einer zynischen Welt, in der alles käuflich ist. „Die Vorliebe des Bürgertums für Räuber“, schreibt Brecht, „erklärt sich aus dem Irrtum: ein Räuber sei kein Bürger. Dieser Irrtum hat als Vater einen anderen Irrtum: ein Bürger sei kein Räuber.“
Vielleicht hängt auch damit der unglaubliche Welterfolg der »Dreigroschenoper« zusammen, der Brecht irritierte und nach der Uraufführung 1928 zu einigen Wiedergutmachungsversuchen in der Werkgeschichte des Autors geführt hat.
Ein Stück mit Musik in einem Vorspiel und acht Bildern nach John Gays „The Beggar’s Opera“, übersetzt von Elisabeth Hauptmann und mit der Musik von Kurt Weill
Es spielen Ilknur Bahadir, Yorck Dippe, Robert Dölle, Sachiko Hara, Anja Laïs, Wolfgang Michalek, Sabine Orléans und Renato Schuch
Regie: Nicolas Stemann, Bühne: Katrin Nottrodt, Kostüme: Esther Bialas, Musikalische Leitung: Hans-Jörn Brandenburg, Dramaturgie: Matthias Pees, Rita Thiele
Nicolas Stemann, der 2009 in Köln „Die Kontrakte des Kaufmanns“ uraufführte, hat vor neun Jahren „Die Dreigroschenoper“ am schauspielhannover inszeniert. Für das Schauspiel Köln überarbeitet er diese Aufführung mit Schauspielern des Kölner Ensembles.
Öffentliche Generalprobe am 26. März um 19.30 Uhr
Weitere Vorstellungen am 28. März und im April