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"Die junge Ukraine: Mitten am Rand" im Nationaltheater Weimar

in der Woche vom 7. bis 12. Oktober 2008, Veranstaltungsreihe im e-werk Weimar

Im Rahmen des Ukraine-Festivals findet am Samstagabend um 20 Uhr die Premiere des Stückes "Die Anbetung der Eidechse oder Wie man Engel vernichtet", nach dem gleichnamigen Roman von Ljubko Deresch, statt.

2004 hat die Orangene Revolution die Ukraine für kurze Zeit bei uns salonfähig gemacht. Unsere Fernsehbildschirme bevölkerten junge Menschen, die in Kiew wochenlang in Eiseskälte auf dem Platz der Unabhängigkeit, dem Maidan, ausharrten, um für Demokratie und Meinungsfreiheit zu kämpfen. Als die spektakulären Bilder abgelöst wurden von den Wirren der Realpolitik, und als sich in der Ukraine dann doch nicht alles von einem Tag auf den anderen ändern sollte, verschwand das Land wieder aus unserem Sichtfeld. Heute dominieren – wie auch bei manch anderem osteuropäischen Land – Berichte von Prostitution, Armut und Mafia. Der „Skandal“ um eine allzu lockere

Visumsvergabe durch die deutschen Botschaften trug das Seinige dazu bei.

Dabei war die Orangene Revolution weder Beginn noch Ende einer gesellschaftlichen Bewegung, sondern symptomatisch für einen stetigen Entwicklungsprozess: eine neue Generation ist in der Zeit seit der Unabhängigkeit des Landes 1991 herangewachsen, eine Generationen mit freiem Zugang zum weltweiten Informationsfluss, eine reiselustige Generation, die sich in Europa und der ganzen Welt umsieht. Sie ist es, die

das Land von unten erneuert, kreativ neue Wege beschreitet und mit Macht den Anschluss an das moderne Europa sucht.

In einem Europa, das von der portugiesischen Atlantikküste bis zum russischen Ural reicht, liegt die Ukraine mitten drin und ist mit seinen 46 Millionen Einwohnern eines der bevölkerungsreichsten europäischen Länder. Dennoch wollen wir ihm aus EUeuropäischer Sicht nur eine marginale Position zubilligen. Wo nun stehen die jungen Ukrainer, wo sehen sie sich selbst? Es lohnt sich, einen Blick über den Tellerrand zu werfen und sie selbst zu befragen. Dies hat die Europäische Ost-West-Akademie für Kultur und Medien e.V. im Herbst 2007 mit einer kleiner Gruppe junger Theatermacher

getan. Gemeinsam sind sie nach Lemberg gefahren, eine Stadt in der Westukraine mit turbulenter Vergangenheit, die im Laufe ihrer Geschichte polnisch, ungarisch, österreichisch, deutsch, sowjetisch und schließlich ukrainisch war.

Die Begegnung mit ukrainischen Romanen, Theaterstücken und Musik, mit

Schriftstellern, Dichtern, Schauspielern und Regisseuren warf Fragen auf, und der Aufbruchsgeist und die unablässige Suche der jungen Lemberger – vor allem auch nach der eigenen Verortung – steckte an. So entstanden zwei Theaterproduktionen und das kleine Festival Junge Ukraine mitten am Rand.

Programm:

10. Oktober 2008

22.00 Uhr Festival-Eröffnung

Russendisko: CD-Release Party Ukraine do America mit DJ Gurzhy im e-werk, kesselsaal

11. Oktober 2008

16.30 Uhr Herr Pilipenko und sein U-Boot

(Dokumentarfilm, D 2006, 90 Min, Regie: René Harder)

anschließend Publikumsgespräch mit dem Regisseur

Lichthauskino

20:00 Uhr Premiere

Die Anbetung der Eidechse oder Wie man Engel vernichtet nach Ljubko Deresch

Regie: Nora Schlocker, Dramatisierung: Eva Szybalski

e-werk, maschinensaal

12. Oktober 2008

16.30 Uhr Autorenlesung mit Serhij Zhadan

17.30 Uhr Autorenlesung mit Halyna Krouk und Ostap Slyvynsky

anschließend Podiumsdiskussion mit Serhij Zhadan, Halyna Krouk und Ostap

Slyvynsky, Moderation: Carola Dürr, Thomas Irmer (tbc)

e-werk, maschinensaal

20:00 Premiere heimatabend. Eine EUkrainische Identitätssuche.

Ein Projekt von Nora Mansmann und Natalie Driemeyer in Kooperation mit Theater

Bonn und dem Deutschen Nationaltheater Weimar, unterstützt durch die Europäische

Ost-West-Akademie für Kultur und Medien e.V.

e-werk, kesselsaal

Filmreihe im Lichthauskino Weimar

Bereits ab dem 07.10.2008 präsentiert das LichthausKino Weimar eine Filmreihe mit

Dokumentar- und Spielfilmen rund um die Ukraine

07. Oktober 2008

19.30 Uhr Dieses Jahr in Czernowitz

08. Oktober 2008

19.30 Uhr Import / Export

09. Oktober 2008

19.30 Uhr Die Mitte

10. Oktober 2008

19.30 Uhr Alles ist erleuchtet

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premiere: die anbetung der eidechse oder wie man engel vernichtet

nach ljubko deresch

Sa, 11.Oktober 2008 / 20.00 Uhr / e-werk / maschinensaal (Premiere)

Nora Schlocker (Regie) / Susanne Winnacker (Dramaturgie) / Jessica Rockstroh (Bühne) / Katja Wetzel (Kostüme)

Mit sechzehn Jahren hat der heute 23-jährige Ljubko Deresch seinen ersten Roman veröffentlicht. Seither wird er als Wunderkind der ukrainischen Literatur gefeiert. Das Werk Die Anbetung der Eidechse spielt im schwülen Sommer des Jahres zwei nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion. Brütende Hitze im Karpatenstädtchen Midni Buky. Misko sitzt in der Datscha seiner Eltern, liest Edgar Allan Poe und hört Pink Floyd. Mit dem Glatten Hippie, seinem besten Freund, bildet er einen eigenen Kosmos und schottet sich von der Außenwelt ab. Misko erlebt in diesem Sommer mit Dswinka seine

erste Liebe. Die erhabene Natur, die Berge, wissen nichts vom Hass. Eine emotional explodierende romantische Liebesszene, bei der die Blitze am Himmel zucken…alles könnte gut sein, wäre da nicht der Feind.

Als „Brüder und Schwestern im Underground“ ziehen Misko, Dswinka und der Glatte Hippie den Hass von Fedja und seiner Prolltruppe auf sich. Und als die Feindseligkeiten in regelrechten Terror ausarten, schmieden die drei einen Plan. Die zarte Liebe verstrickt sich mit der Angst, sich schützen zu müssen, nicht frei leben zu können in einer Umgebung, die diskriminiert und nicht die Möglichkeit lässt, das Leben nach den eigenen Wünschen zu gestalten. Eine Umgebung, die zum Feind wird, in der man nur zwischen zwei Lebensentwürfen wählen kann: Leiden oder Gegenwehr. Fedja soll sterben! Und so spinnen die Freunde ein Mordkomplott – aberwitzig; surreal. Und die Unschuld ist hin. So werden Engel vernichtet.

"Ich dachte, wie leicht es doch ist: ein Böser zu werden. Aber waren wir wirklich böse Kinder?… Für Sie sind wir blutrünstige Missgeburten, Teufelskinder, die gnadenlos ihren Kumpel... und verdienten Einwohner von Midni Buky, Fedja Kruhowyj, umgebracht haben. Dostojewski schrieb ein ganzes Buch über die Leiden eines Tschuwak, der eine Alte kalt gemacht hat. Wir töteten und fühlten nichts. Die Generation der Gleichgültigen. Die Generation der Alles-scheiß-egal-Typen. Aber so ist es nur nach außen hin. Innerhalb der Mauer existieren wir, ja wir leben sogar. Ob ich das Geschehene bereue? Nein. Ob es mich irgendwie berührt? Nein. Es juckt mich absolut nicht."

(aus Die Anbetung der Eidechse oder wie man Engel vernichtet von Ljubko Deresch)

weitere Termine:

So, 19. Oktober, 20.00 Uhr, e-werk, maschinensaal

Sa, 25. Oktober, 20.00 Uhr, e-werk, maschinensaal

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service / karten

Online-Kartenverkauf unter

www.nationaltheater-weimar.de

Kartenreservierung unter

Tel. 03643 755 334 oder

e-mail: service@nationaltheater-weimar.de

Öffnungszeiten der Theaterkasse (Theaterplatz 2)

Montag 14 – 18 Uhr

Dienstag - Samstag 10 – 18 Uhr

Sonn- und Feiertage 10 – 13 Uhr

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