Hier kann er in den Tag hineinleben und sich in Betrachtungen über das Menschsein verlieren. Obwohl er selbst noch ohne festen Lebensplan ist, hat er für die emsige, sich leerlaufende Geschäftigkeit anderer Menschen nur Spott übrig. Plötzlich lernt Werther auf einem Tanzball Lotte kennen; eine junge Frau, die sein Herz sofort entflammt. Noch am gleichen Abend wird er gewarnt, dass Lotte bereits mit Albert verlobt sei und er sich bloß nicht verlieben soll. Die Nachricht spornt die unbedingte Leidenschaft des frisch Verliebten jedoch nur noch mehr an. Aber die Realität lässt sich nicht wegträumen. Werther erträgt seine Position in der Dreiecksgeschichte nicht mehr und sucht Ablenkung. Er zieht weg und versucht sich als Angestellter. Die Entfernung von der Geliebten vergrößert sein Leiden nur noch. Als er zu Lotte zurückkehrt, muss er feststellen, dass diese mittlerweile mit Albert verheiratet ist. Damit ist Werthers Maß an Leidensfähigkeit überschritten und er sucht seinen Ausweg im Selbstmord - für ihn die letzte Freiheit, die dem Menschen bleibt.
DIE LEIDEN DES JUNGEN WERTHERS ist eine der bekanntesten und unnachgiebigsten Liebesgeschichten der Literatur des „Sturm und Drang“. Die Bearbeitung von Goethes Briefroman konzentriert sich ganz auf die drei Protagonisten Werther, Lotte und Albert. Egoistisch bis zur Selbstzerstörung kämpft Werther, hin- und hergerissen von seinen Gefühlen, mit Annäherung und Distanz, Freigeist und Bürgerlichkeit in einer Gesell-schaft, in der er scheitern muss, da er ihreWerteordnung nicht akzeptiert.
Regie: Dariusch Yazdkhasti | Bühne: Simeon Meier | Kostüme: Petra Winterer
Mit: Imanuel Humm, Agnes Richter, Stefan W. Wang
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