In Wahrheit hegt er die Hoffnung, quasi auf dem Tanzparkett die letzten finanziellen Privatreserven für das Vaterland retten zu können. Über diese Reserven verfügt die attraktive Millionärswitwe Hanna Glawari, die, wie man weiß, einem neuen Eheglück entgegenfiebert. Da es in der Grande nation de l’amour an Kandidaten nicht mangelt, ist es geradezu eine patriotische Pflicht, umgehend einen echt pontevedrinischen Heiratskandidaten ausfindig zu machen, damit das Vermögen „in der Familie“ bleibt. In Frage kommt da nur der Graf Danilo Danilowitsch, dessen Ruf zwar als etwas zweifelhaft, sein ständiger Aufenthalt dafür als um so sicherer bekannt ist. Für diesen Abend muss er sein geliebtes Maxim mit dem Ballsaal tauschen, ohne von seiner Mission überzeugt zu sein. Während sich Baron Zeta also alle diplomatische Mühe geben muss, um ihn und Hanna Glawari zusammenzubringen, sucht Zetas Gattin Valencienne nach einer eher privaten Konsolidierung ihres Gefühlslebens.
Ziel ihrer Begierde ist der französische Kavalier de Rosillon. Davon weiß der werte Gatte ebenso wenig wie von dem früheren Verhältnis zwischen Danilo und der Glawari, das nun in einem kleinen Privatkrieg wieder auflebt. Die Millionenerbin möchte ihren Ex-Geliebten zurückgewinnen, der Lebemann seine Freiheit nicht aufgeben. Erst als die Glawari zum Schutz vor den allzu begehrlichen Verehrern verlauten lässt, dass sie durch eine neue Heirat ihr gesamtes Vermögen verlieren würde, lässt sich Danilo zu einer Liebeserklärung hinreißen. Vollmundig kann er erklären, Hanna Glawari auch ohne Geld zu heiraten, da ihr Vermögen ganz sicher auf den zukünftigen Ehemann übergeht. Ob damit Pontevedro gerettet ist, bleibt dahingestellt.
Mit der „Lustigen Witwe“ von Franz Lehár schlug 1905 die Geburtsstunde der modernen Operette. Lehár, Emmerich Kálmán, Leo Fall, Robert Stolz u. a. sorgten für eine Blütezeit des Genres, bevor ihm die Revue und der Kinofilm ernsthaft Konkurrenz machten. Es spricht für die Operette, dass sie dennoch nichts an Anziehungskraft eingebüßt hat.
Nachdem Christian Brey und Harald Schmidt äußerst erfolgreich am Staatstheater in Stuttgart zusammengearbeitet haben – zuletzt beim chronisch ausverkauften Hamlet-Musical „Der Prinz von Dänemark“ – führen sie nun zum ersten Mal bei einer Operette Regie. Zum Konzept verrät Harald Schmidt: „Hinreißende Musik, große Gefühle und ein bankrotter Staat – besser kann man die Zeit zwischen Bundestagswahl und Sylvester nicht überbrücken!“
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FRANZ LEHÁR
(1870 - 1948)
DIE LUSTIGE WITWE
Operette in drei Akten
Text von Victor Léon & Leo Stein
Musikalische Leitung Axel Kober
Inszenierung Christian Brey, Harald Schmidt
Bühne Anette Hachmann, Elisa Limberg
Kostüme Petra Bongard
Choreografie Stefan Stewart
Chor Christoph Kurig
Dramaturgie Hella Bartnig
Baron Mirko Zeta Peter Nikolaus Kante
Valencienne Anett Fritsch
Graf Danilo Danilowitsch Will Hartmann
Hanna Glawari Morenike Fadayomi
Camille de Rossillon Eric Fennell
Vicomte Cascada Peter-Christoph Runge
Raoul de St. Brioche Markus Müller
Njegus Lutz Salzmann
Bogdanowitsch Lukasz Konieczny
Sylviane Lisa Griffith
Kromow Wilhelm Richter
Olga Nassrin Azarmi
Pritschitsch Manfred Fink
Praskowia Cornelia Berger
Orchester Düsseldorfer Symphoniker
Opernhaus Düsseldorf 06.12. / 08.12. / 12.12. / 18.12. / 20.12. / 31.12.2009 /07.01. / 17.01. / 23.01. / 22.05. / 28.05.2010
Theater Duisburg 16.02. / 18.02. / 21.02. / 23.02. / 27.02. / 19.03. / 27.03. /
23.04. / 28.04. / 15.05. / 04.06. / 12.06. / 13.06. / 01.07. / 16.07.2010