Wirklich verrückt aber ist keiner dieser drei. Der Physiker Möbius hat eine Formel entdeckt, deren Anwendung die Welt in den Abgrund stürzen könnte, und nur hinter den Mauern der Anstalt glaubt er seine Erkenntnisse sicher. Die Herren Einstein und Newton agieren unter Pseudonym und sind geheimdienstlich auf Möbius angesetzt. Größenwahnsinnig ist allerdings die Anstaltsleiterin Mathilde von Zahnd, und so kommt es am Ende dazu, dass den Herren der Ausstieg aus der Anstalt verwehrt wird, die fatale Formel aber ihren Weg antritt in Hände, die sie mit großer Sicherheit missbrauchen werden.
Seine Komödie Die Physiker schrieb Friedrich Dürrenmatt 1961 vor dem Hintergrund des Kalten Krieges. Die ungebrochene Begeisterung, die der Erforschung der Kernspaltung noch in den 1950er Jahren galt, begann zu bröckeln. Immer spürbarer wurden die Gefahren, die die neue Technologie mit sich brachte. Mittlerweile haben sich die Blöcke Ost und West aufgelöst, Krisenherde sind gewandert. Atomwaffen kamen nicht zum Einsatz, sind aber immer noch vorhanden. Und im vergangenen Jahr blickte die Welt entsetzt auf den Super-GAU in Fukushima. Die Frage nach den moralischen Grenzen wissenschaftlicher Forschung hat also weiterhin hohe Brisanz.
Seit 2010 ist Regisseur Hans-Ulrich Becker Professor für Regie an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt und zugleich Leiter dieses Studiengangs. Der gebürtige Frankfurter ging nach dem Studium und langjähriger freier Theaterarbeit als Regieassistent an das Bayerische Staatsschauspiel in München. Danach wurde er fester Regisseur in Aachen, dann in Heidelberg, später Oberspielleiter am Nationaltheater in Mannheim. Ab 1995 wurde er als Hausregisseur an das Staatstheater Stuttgart verpflichtet. Seit 2001 arbeitet er als freier Regisseur u.a. am Deutschen Theater Berlin, Thalia Theater Hamburg, Bayerischen Staatstheater München, am Düsseldorfer Schauspielhaus, in Wien und Linz. Seine Inszenierungen von Gombrowicz Yvonne, die Burgunderprinzessin und Jerofejews Don Juan wurden zum Theatertreffen nach Berlin eingeladen. 2004 nahm Hans-Ulrich Becker einen Ruf an die Folkwang Hochschule an und wurde Professor für Praktische Theaterarbeit. Unter der Intendanz von Manfred Beilharz inszenierte er in der Spielzeit 2002/2003 am Staatstheater Wiesbaden die Erstaufführung von Die Sünde, die man nicht beim Namen nennen darf… nach einer Romanvorlage von Roberto Arlt.
Inszenierung Hans-Ulrich Becker
Bühne Alexander Müller-Elmau
Kostüme Werner Fritz
Musik Frank Rosenberger
Dramaturgie Barbara Wendland
Mit: Monika Kroll (Mathilde von Zahnd), Achim Buch (Johann Wilhelm Möbius), Michael Günther Bard (Herbert Georg Beutler, genannt Newton), Lars Wellings (Ernst Heinrich Ernesti, genannt Einstein), Benjamin Krämer-Jenster (Richard Voß, Kriminalinspektor), Viola Pobitschka (Schwester Monika Stettler), Jörg Zirnstein (Oberschwester Marta Boll), Wolfgang Böhm (Oberpfleger Uwe Sievers)
Weitere Vorstellungen: 12., 21., 29. Juni, 4. und 6. Juli, 19.30 Uhr