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"Die Präsidentinnen" von Werner Schwab im Volkstheater Wien

Premiere: 21.3.2014, 19.30 Uhr. -----

Erna, Grete und Mariedl sind Freundinnen: Erna hat sich der Religion und der Sparsamkeit verschrieben, gießt ihren Kaffee mit Klopapier auf und träumt von einer Liaison mit dem örtlichen Fleischer Wottila.

 

Grete, von ihrem Mann für eine 18-Jährige verlassen, hat sich ihren Dackel Lydi zur neuen Lebenspartnerin erkoren, und fantasiert sich heimlich eine Zukunft als Gutsherrin mit dem feschen Freddy herbei. Mariedl ist Klofrau von Beruf und aus Berufung. Sie prophezeit den beiden anderen eine dunkle Zukunft, was natürlich nicht unwidersprochen hingenommen wird. Erna und Grete hegen Rachegedanken …

 

Erna, Grete und Mariedl sind Präsidentinnen: „Das sind Leute, die glauben, alles zu wissen, über alle zu bestimmen. Eine Form von Größenwahn“, schrieb der Grazer Dramatiker Werner Schwab (1958–1994) im Vorwort zu seinem Stück. In bestem „Schwabisch“ schwadronieren diese Präsidentinnen über Gott und Welt, Leberkäse und Gulasch, verstopfte Toilettenabflüsse und darüber, dass die beste Art, sie freizubekommen, immer noch der beherzte Griff ins Klo ist. Weil aber kein Mensch die Hässlichkeit, in der er lebt, verdient hat, steigern sich die drei ins Monströse vergrößerten Kleinbürgerinnen in ihren Allmachtsfantasien in rauschhafte Visionen von Glück und einem erfüllten Leben hinein. Und bleiben doch auf ihren verdrängten Abgründen sitzen.

 

1990 wurde der sprachgewaltige und witzig-böse Text, den Verlage und Theater zunächst als „unspielbar“ ablehnten, in Wien uraufgeführt und brachte Schwab den ersehnten Durchbruch als Dramatiker. Gemeinsam mit Mein Hundemund, Übergewicht, unwichtig: Unform und Volksvernichtung oder Meine Leber ist sinnlos vervollständigt das Stück die Tetralogie der Fäkaliendramen.

 

Mit Die Präsidentinnen setzt das Volkstheater Wien den frischen und unverstellten Blick junger RegisseurInnen auf österreichische Dramatiker der Moderne fort: Mein Hundemund wurde in der vergangenen Spielzeit im Schwarzen Salon gezeigt. Miloš Lolić, dessen mit dem NESTROY 2012 preisgekrönte Inszenierung von Wolfgang Bauers Magic Afternoon ebenfalls im Schwarzen Salon zu sehen war, gibt mit den Präsidentinnen sein Debüt auf der großen Bühne des Volkstheaters.

 

Mit: Katja Kolm (Erna), Claudia Sabitzer (Grete), Martina Stilp (Mariedl)

 

Regie: Miloš Lolić

Bühne: Hyun Chu

Kostüme: Nina Ball

Dramaturgie: Elisabeth Geyer

 

Die nächsten Vorstellungstermine:

25. März 2014; 19.30 Uhr

1., 13. und 25. April 2014; jeweils 19.30 Uhr

 

Weitere Vorstellungen gemäß Spielplan.

 

Karten: (01) 52 111-400

www.volkstheater.at

 

 

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