Um seinem „Opfer“ näher zu kommen, nimmt Hugo die Stelle des Sekretärs bei Hoederer an. Die unmittelbare Begegnung mit Hoederer stürzt Hugo in immer tiefere Zweifel. Hoederer ist davon überzeugt, dass politisches Handeln und die von Hugo geforderte Reinheit der Idee einander ausschließen. Vergebens sträubt sich Hugo gegen die Einsicht, dass man sich in der Politik „die Hände schmutzig machen“ muss. Hugo gelingt es erst, den Auftrag auszuführen, als er Hoederer beim Flirt mit seiner jungen Frau Jessica erwischt.
Er erschießt Hoederer aus Eifersucht. Den Mord aus privaten Motiven verzeiht sich der idealistische Hugo nicht. Statt wegen einer Überzeugungstat wird er wegen einer Affekthandlung verurteilt. Als er Jahre später aus dem Gefängnis entlassen wird, hat sich die poltische Lage grundsätzlich geändert. Hoederers einst kritisierter Kurs ist mittlerweile Parteilinie. Hugos Verbrechen stellt sich als sinnlos heraus. Sartre fragt in seinem 1948 uraufgeführten Drama nach dem Verhältnis von Politik und Moral und der Möglichkeit individueller Verantwortung unter ideologischen oder vermeintlichen Sach-Zwängen – Themen, die in der aktuellen Krisendebatte plötzlich wieder von zentraler Bedeutung sind.
Nora Schlocker ist Hausregisseurin am DNT. Sie studierte Regie an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ und arbeitet außer am DNT regelmäßig am Maxim Gorki Theater Berlin und am Schauspielhaus Wien. In Weimar inszenierte sie zuletzt Geschichten aus dem Wiener Wald im großen haus und Woyzeck im e-werk.
Deutsch von Eva Groepler
Regie: Nora Schlocker /
Ausstattung: Jessica Rockstroh /
Musik: Jens Thomas /
Dramaturgie: Daniel Richter
Mit: Xenia Noetzelmann, Stefanie Rösner; Christian Ehrich, Markus Fennert, Florian Jahr, Philipp Oehme, Johannes Schmidt, Simon Zagermann