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DIE SCHUTZBEFOHLENEN (DER LETZTE STAND) von Elfriede Jelinek im Saarländischen Staatstheater Saar

Premiere am Samstag, 19. März 2016, 19.30 Uhr, in der Alten Feuerwache. -----

»Wir leben. Wir leben. Hauptsache, wir leben, und viel mehr ist es auch nicht als leben…« – Mit diesen Worten beginnen Elfriede Jelineks »Schutzbefohlene« die Stimme zu erheben. Die österreichische Nobelpreisträgerin gibt den Flüchtlingen, die in Europa auf eine teils unmenschliche Politik treffen, eine Stimme. Es sind Heimatlose in Not, die über Meer und Land geströmt kommen, um sich sichereren Staaten zu überantworten.

 

Ausgelöst wurde das Stück durch 60 Asylsuchende, die im Januar 2013 die Votivkirche in Wien besetzten und für mehr Rechte, wie z. B. den Zugang zum Arbeitsmarkt, kämpften. Ihr Schicksal verschränkt sich bei Jelinek mit den Ereignissen an den Außengrenzen Europas, den Unglücksfällen z. B. vor der italienischen Insel Lampedusa, wo eine horrende Zahl von Flüchtlingen bereits ihr Leben verloren hat. Jelineks Stück gleicht einem Oratorium, einem Schreckensgesang, in den sich auch die Stimmen fremdenfeindlicher Bürger mischen. Das alles gab es schon in der Antike. In Aischylos Tragödie „Die Schutzflehenden“, auf die sich Jelinek bezieht, ist menschliche Gespaltenheit angesichts humanitärer Hilfe das Thema: der Nächstenliebe nachgeben oder transnationale Konflikte vermeiden? In Jelineks Stück nun kämpfen alle Fremden – diejenigen aus fremden Landen und diejenigen, die von diesen wiederum als fremd verstanden werden, also die Einheimischen selbst – um Würde und die Gunst ihrer Staaten, dieser neuen Götter.

 

Sie ergänzt ihr Werk stetig mit neuen Kommentaren zum aktuellen Weltgeschehen - so ist das ursprüngliche Ausgangsdrama "Die Schutzbefohlenen" bereits um die Teile "Appendix", "Coda" und "Epilog" von ihr erweitert worden und auf diese Weise aktualisiert. Die Inszenierung am SST arbeitet mit dem letzten Stand, dem integralen Text "Epilog auf dem Boden. Europas Wehr. Jetzt staut es sich aber sehr!".

 

Das Stück wurde bei seiner Uraufführung 2014 beim Festival »Theater der Welt« in Mannheim vom Publikum mit stehenden Ovationen gefeiert, zum Berliner Theatertreffen eingeladen und für den Mülheimer Dramatikerpreis nominiert. Jelineks Stück appelliert an Menschenrechte und -pflichten und liefert einen wesentlichen Diskussionsbeitrag zur Flüchtlingspolitik in Europa.

 

Inszenierung: Marcus Lobbes

Bühne und Kostüme: Wolf Gutjahr

Dramaturgie: Bettina Schuster-Gäb

 

Mit

Gertrud Kohl, Nina Schopka, Pit-Jan Lößer, Heiner Take

 

Dienstag 22. Mär 19:30

Einführung 30 Min. vor Beginn, Publikumsgespräch

Samstag 26. Mär 19:30

Einführung 30 Min. vor Beginn

Mittwoch 13. Apr 19:30

Freitag 15. Apr 19:30

Freitag 22. Apr 19:30

Einführung 30 Min. vor Beginn

Sonntag 24. Apr 18:00

 

Mittwoch 11. Mai 19:30

Samstag 14. Mai 19:30

Freitag 27. Mai 19:30

Samstag 28. Mai 19:30

 

Donnerstag 02. Jun 19:30

Freitag 10. Jun 19:30

Donnerstag 30. Jun 19:30

 

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