Im Kontext eines Krieges und anhand der Verstrickungen der Figuren - diese repräsentieren neben dem Stand der Soldaten verschiedene Berufe wie Bankier, Personaldienstleister, Politiker - will das Ensemble kritisch zeigen, dass diese Arbeitswelt zusehends durch die Alleinherrschaft des Kapitals charakterisiert ist und dass ihre Protagonisten immer mehr auf Gewinnmaximierung aus sind.
Regisseur Maximilian Sachsse inszeniert ein sinnlich erlebbares Gedankenexperiment, das deutlich macht: Hinter jedem Krieg standen und stehen überwiegend wirtschaftliche Interessen; der Kriegszustand diente und dient einzig dem Streben nach Profit. Der Mensch und das (Zwischen-)Menschliche treten in dieser Extremsituation klar in den Hintergrund. Insbesondere die
Kriegsflüchtlinge geraten in eine überaus prekäre Lage, während sich die Bevölkerung des "aufnehmenden" Landes mit ko-existenziellen Konflikten konfrontiert sieht.
Die Lichtbühne möchte mit diesem Projekt alle Schichten und Altersklassen ansprechen. Fakt ist: Die Arbeitswelt verändert sich radikal, und der Mensch gerät dabei immer mehr ins Hintertreffen. Diese Tatsache geht jeden etwas an - egal, ob es den Bäcker um die Ecke trifft oder die Grundschullehrerin
oder eben die Soldaten. Kriege und ihre unmittelbaren Folgen sind omnipräsent. Das wird vor allem über das Alltagsschicksal der Flüchtlinge sichtbar und spürbar.
Jakob Michael Reinhold Lenz (1751-1792) wurde als Sohn des despotischen pietistischen Pastors Christian David Lenz in Sesswegen, 150 Kilometer östlich von Riga, geboren. Sein Theologie-Studium brach er ab, folgte den beiden jungen Brüder Friedrich Georg und Ernst Nikolaus von Kleist nach Straßburg, begegnete dort Johann Wolfgang von Goethe und ging mit ihm im April 1776 nach Weimar. Goethe erkannte zwar, dass Jakob Lenz ein begabter Dichter war, aber er missbilligte dessen haltlosen Charakter – schon im Dezember 1776 verließ Lenz Weimar wieder. 1776 entstand auch Lenz‘ Drama „Die Soldaten“. In den nächsten Jahren verstärkten sich die Symptome einer Schizophrenie: Weder in Riga noch in St. Petersburg gelang es Lenz, Boden unter die Füße zu bekommen. 1781 zog er nach Moskau, wo er sich als Hauslehrer und Übersetzer durchschlug. Am 24. Mai 1792 wurde Jakob Michael Reinhold Lenz frühmorgens tot in einer Straße gefunden.
In „Die Soldaten“ beschreibt Jakob Michael Reinhold Lenz in ihrer ganzen Verrohung fast schon
kriminelle Soldaten: Sein Drama basiert auf Erlebnissen, die der Dichter des Sturm und Drang als
Reisebegleiter der Offiziere von Kleist in Straßburg sammelte. Offizier und Baron Desportes verführt mit vorgespielten Gefühlen die Jungfrau Marie. Er verschwindet, hinterlässt neben Schulden einen
emotionalen Scherbenhaufen und tritt eine Lawine los – von Hohn, Misstrauen, Lüge, Feindschaft,
Betrug, Vergewaltigung, Elend und Mord.
Die Lichtbühne wurde im Juli 2009 von Guido Verstegen gegründet, die Produktionen des freien Ensembles haben stets den Menschen und dessen Handeln im Fokus, sie beleuchten die
unmittelbaren Folgen seiner Entscheidungen. Theater ist für die Lichtbühne ein Suchen und Finden von Erkenntnissen: Die Welt von heute ist unüberschaubar und schnelllebig geworden, über allem stehen die Faktoren Produzieren, Funktionieren, Kapitalisieren, Zementieren, Lamentieren. Die Lichtbühne grenzt sich von diesem Weg des gängigen Geradeaus ab und beleuchtet mit ihrem dramatischen Theater der Hegelschen Dialektik all die verschlungenen Pfade der menschlichen Seele.
Weitere Infos: www.lichtbuehne.de
Schauspieler: Johannes Bauer, Marget Flach, Eva Gottschaller, Doris Gruner, Niko Hatjilaskaris, Christina Matschoss, Michelle Monballijn, Gudrun Skupin, Guido Verstegen, Stefan Voglhuber, Ulf-Jürgen Wagner, Lisa Wittemer u.a. Dramaturgieassistenz: Katelyn Foster, Produktionsassistenz: Sarah Hupka,
Regie: Maximilian Sachsse
Regieassistenz: Anna Peters, Svenja Vanhoefer,
Lichtdesign: Jo Hübner,
Bühnenbild: Wolf Romberg,
Maske: Barbara Gellermann,
Dramaturgie: Lyla Cestier,
Produktionsleitung: Iris Ische Böhning,
„Die Soldaten“ ist eine Produktion der Lichtbühne. Die Veranstaltung wird vom Kulturreferat der
Landeshauptstadt München gefördert, die Premierenvorstellungen finden mit freundlicher Unterstützung
durch i-camp/neues theater statt.
i-camp/neues theater münchen
Entenbachstr. 37, 81541 München
Tel: +49 / 89 / 65 00 00
Weitere Vorstellungen: 13. / 14. / 15. April, 20:30 Uhr (i-camp) + 18. / 19. April (Kunsttreff
Quiddezentrum) + 21. / 22. / 23. Mai, 20:00 Uhr (Pasinger Fabrik)
Tickets: € 16.- / erm. €10.-. Reservierung: tickets@i-camp.de