Und schon die die ersten Takte von Mozarts dramma giocoso lassen hören, dass Don Giovanni noch immer unterwegs ist. Wie immer hat er seinen Diener Leporello dabei, der ihm auch mal aus der Bredouille helfen muss, wenn ihm eine seiner Ehemaligen auf den Fersen ist. Und wie immer wird Don Giovanni vor weiteren Frauen in Liebe vergehen, die er nötiger braucht als die Luft zum Atmen.
Vom ersten Ton an setzt die Leidenschaft des getriebenen Verführers alle, die ihm auf der Bühne begegnen, in Bewegung. Einmal leben wie er! Da gibt es kein Gestern und kein Morgen, da zählt nur der Augenblick im Rausch der Sinne. Und permanent schlägt dabei Virtuosität in existentielle Erregung um. Verführung und Gewalt werden als Einheit erlebt, denn da duldet Lust keinen Aufschub, auch auf die Gefahr hin, sich dabei vollständig zu verbrennen.
Mit seiner Musik, die das Geschehen zum Gleichnis wandelt, überhöht Mozart hier jedes Spiel. Und so spannt Regisseur Volker Schmalöer den dramaturgischen Bogen zwischen den Zeiten: In einer an Leistung orientierten Gesellschaft, für die Sexualität nur einer von vielen Parametern ist, sind hier alle Jäger und Gejagte, unfähig zur Kontemplation. Don Giovanni wird in den Köpfen der anderen zur Projektion. Aber den Blick in die Seele gewähren sie niemanden, wie hier auch niemand fähig ist, sich wirklich auf einen anderen Menschen einzulassen; nicht zuletzt deshalb singt Don Giovanni: „Wer ich bin, wirst du nie erfahren – Chi son io tu non saprai“!
Die musikalische Leitung hat Marco Comin, seit Beginn dieser Spielzeit Erster Kapellmeister in Kassel. Regie führt Volker Schmalöer, Oberspielleiter des Kasseler Schauspiels und seit einigen Jahren auch Regisseur im Musiktheater.
Die Titelpartie singt der rumänische Bariton Geani Brad, als Leporello steht ihm Derrick Ballard zur Seite. Weitere Mitwirkende sind Monika Walerowicz als Donna Elvira (bei Folgevorstellungen alternierend mit Nicole Chevalier), Bettina Jensen als Donna Anna, Ingrid Frøseth als Zerlina, Mario Klein als Komtur, Erik Roland Egeberg-Jensen als Masetto und Young Hoon Heo als Don Ottavio (in Folgevorstellungen alternierend mit Johannes An). Die Aufführungen finden in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln statt.
Nächste Vorstellungen: 28.10., 1.11., 14.11., 23.11., 26.11.