Sie hat ihr Kurzzeitgedächtnis verloren und bekommt ihren Alltag nicht mehr alleine geregelt, ist aber viel zu stolz, das auch zuzugeben. Sie erinnert sich und stolpert dabei zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin und her: „Ich habe vergessen, was ich vergessen hab!“ Ihr zur Seite steht ihre Haushälterin und Pflegerin, eine Frau mittleren Al-ters, die all ihre Zicken und Gewohnheiten kennt und mit unendlicher Langmut hinnimmt.
Als eine junge Mitarbeiterin des Anwalts vorbeikommt, um die Finanzen zu ordnen, muss sie zwischen den beiden vermitteln. Die Jüngere hat keinerlei Geduld mit der Art der Alten, ausschweifend und sprunghaft von der Vergangenheit zu erzählen, von ihrer Kindheit, ihrer Hochzeit, den außerehelichen Affären und dem Tod ihres Mannes, bis hin zur Homosexualität ihres Sohnes, die sie nicht annehmen kann. Sie ekelt sich vor dem Verfall ihrer Klientin und hat Angst vor der spürbaren Nähe des Todes.
Im zweiten Teil des Stückes, nachdem die älteste einen Schlaganfall erleidet, nähern sich die drei Frauen allmählich an und verschmelzen schließlich immer mehr zu einer Person in verschiedenen Lebensphasen. Sie plaudern über die Vorteile der verschiedenen Lebensalter, über die Träume, Hoffnungen aber auch Enttäuschungen, die sie mit sich bringen.
Edward Albee behandelt in diesem Pulitzer-Preis-Gekrönten Stück mit großem Einfühlungsvermögen, absurdem Humor und Leidenschaft das Altern, seine Konsequenzen und sein unausweichliches Finale. Angesichts des immer wieder aufblitzenden Familienhorrors stellt sich die Frage: Ist es eigentlich wünschenswert und hilfreich, sich zu erinnern?
Inszenierung: Markus Röhling; Ausstattung: Eckhard Reschat;
mit: Sonja Dengler (C), Christine Dorner (A), Hella-Birgit Mascus (B)
Die nächsten Vorstellungstermine im freien Verkauf: 11.und 19. Februar 2010