Doch aus irgendeinem Grund fehlt ihnen der Antrieb dazu. Lieber verbringen sie die Zeit mit hochfliegenden Zukunftsplänen. ‚Moskau’ heißt der Fluchtpunkt ihrer Träume und ist zugleich Ausdruck einer tiefen unerfüllbaren Sehnsucht: Dort haben sie ihre Jugend verbracht, dort wartet das ‚richtige’ Leben. Freilich ist dieses ‚Moskau’ kein geographischer Ort, sondern ein Symbol der Hoffnung, dass es noch eine Welt gebe. Anderswo. Denn die Gegenwart im Haus ihres verstorbenen Vaters, des ehemaligen Generals der Garnison, bietet nur noch einen matten Abglanz vergangener Tage, als sich die Offiziere hier zu zahllosen Festen einfanden. „Mittlerweile kommen höchstens anderthalb, und es ist still wie in der Wüste“, stellt Mascha einmal traurig fest. Manchmal großspurig, mitunter ratlos und von Zweifeln zerfressen, feiern sie weiter mit den in der Stadt verbliebenen Militärs und diskutieren ihre Selbst- und Weltentwürfe. Folgenlos. Bis der Spielraum immer kleiner und die Garnison schließlich ganz aufgelöst wird. Als die letzten Offiziere die Stadt verlassen, bleiben die Schwestern allein zurück.
Mit sezierendem Blick zeichnet Tschechow das Porträt einer Gesellschaft, die bewegungslos geworden ist. Alle sehnen sich nach dem Aufbruch, sie träumen davon in lebendigen Farben, aber sie leben, als steckten sie fest in geronnener Zeit.
Neueinrichtung einer Aufführung des Theater Freiburg für das Düsseldorfer Schauspielhaus.
Inszenierung: Amélie Niermeyer
Bühne: Robert Schweer
Kostüm: Jan Meier
Musik: Cornelius Borgolte
Dramaturgie: Christoph Lepschy
Mit: Miguel Abrantes Ostrowski, Henning Beckmann, Rainer Galke, Nadine Geyersbach, Helmut Grieser, Marianne Hoika, Claudia Hübbecker, Gabriele Köstler, Thomas Krause, Winfried Küppers, Christiane Roßbach, Herbert Schäfer, Götz Schulte, Thiemo Schwarz